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Erste Feuille de Route der Frankreichstrategie+ startet

Die Umsetzung der von der Landesregierung neu aufgelegten Frankreichstrategie ist gestartet.

Am Dienstag, 18. März, erläuterte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger gemeinsam mit dem Europabevollmächtigten David Lindemann die Inhalte der Feuille de Route V vor der Landespressekonferenz. Die Feuille de Route V ist die erste Feuille de Route, die im Rahmen der neu aufgelegten Frankophonie- und Frankreichstrategie des Saarlandes umgesetzt wird. Nach zehn Jahren Laufzeit hatte Rehlinger im vergangenen Jahr eine Neuausrichtung der Frankreichstrategie angestoßen. Das Ergebnis ist die Frankreichstrategie+. Angelegt als Frankophonie- und Frankreichstrategie wurden einzelne Ziele auf die gesamte frankophone Welt ausgeweitet. Gleichzeitig wurden neue thematische Schwerpunkte gesetzt, etwa bei der Stärkung der Sprachkompetenz in einzelnen Berufsbranchen. Die thematische und geografische Ausweitung schlägt sich nun in konkreten Maßnahmen in der Feuille de Route V nieder.

„In der Vergangenheit lag der räumliche Fokus der Frankreichstrategie auf unseren unmittelbaren Nachbarländern. Thematisch haben wir uns vor allem dem Bildungsaspekt gewidmet. Mit dem Beitritt des Saarlandes zur OIF – ein Ziel, das wir mit Abschluss der Feuille de Route IV erreicht haben – ergeben sich zahlreiche neue Wirkungsfelder in anderen französischsprachigen Regionen. Diese gilt es nun bestmöglich auszuloten und zu nutzen. Als Land im Herzen Europas haben wir einen Standortvorteil, den wir voll ausschöpfen wollen – auf wirtschaftlicher, aber auch auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene. Gerade Mehrsprachigkeit ist dabei ein bedeutender Faktor und Französisch ein wesentlicher Teil davon“, so Ministerpräsidentin Anke Rehlinger.

Die Feuille de Route V setzt erfolgreiche Maßnahmen der vergangenen zehn Jahre fort, während neue hinzugekommen sind, insbesondere in den Themenfeldern Wirtschaft, Arbeit, Energieversorgung, Mobilität, Digitalisierung oder aber Gesundheitsversorgung und Sicherheit. Im Bildungsbereich nimmt das Thema Spracherwerb und Mehrsprachigkeit einen weiterhin hohen Stellenwert ein. Ein Viertel der saarländischen Grundschulen bietet etwa derzeit Französisch ab der 1. Klasse an. Dieser Anteil soll perspektivisch weiter steigen und die französische Sprache von Anfang an in den Schulalltag integriert werden. Mit der Frankreichstrategie+ soll der Ausbau erfolgreicher Strukturen – sowohl in der frühkindlichen als auch in der schulischen Bildung –­ fortgeführt und um frankophone Inhalte erweitert werden. Mit der Novellierung der Gemeinschaftsschulverordnung ab dem Schuljahr 2025/26 stärkt die Landesregierung den Französischunterricht nachhaltig und sorgt für ein ausgewogenes regionales Angebot. Auch nach der Wiedereinführung von G9 bleibt der Französischunterricht am Gymnasium ein verbindlicher Bestandteil der Sekundarstufe I. Die Landesregierung verstärkt die Kooperation mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), mit dem Ziel, Mobilitätsangebote für Schülerinnen und Schüler noch intensiver zu fördern und Fremdsprachenassistentinnen und -assistenten sowie deutsch-französische Freiwillige stärker in den Schulalltag einzubinden. Im Bereich der allgemeinen Bildung öffnen sich neue Türen: Das EU-Förderprogramm Erasmus+ wird im kommenden Schuljahr nun auch auf weiterbildende Schulen ausgeweitet. Und auch geografisch sollen neue frankophone Regionen hinzukommen. „Dadurch ermöglichen wir neben den beruflichen Schulen auch den allgemeinbildenden Schulen den Zugang zur Förderung von grenzüberschreitenden Begegnungen. Gleichzeitig eröffnen wir Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden, aber auch Lehrkräften den Zugang zu neuen französischsprachigen Welten“, so Rehlinger.

Nicht zuletzt wolle man besondere Leistungen beim Spracherwerb stärker würdigen: Die Landesregierung wird daher in Zukunft einen Preis für das beste Französischabitur im Land ausloben.

Weitere neue Maßnahmen der Feuille de Route V (Auswahl):

Das Saarland soll besser im französischen und im frankophonen Wirtschaftsraum sichtbar sein. „Wir wollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf unseren Standort aufmerksam machen, wir wollen aber auch für saarländische Player den Zugang zu frankophonen Ländern eröffnen“, so Rehlinger. Eine neue Veranstaltungsreihe soll saarländische Unternehmen gezielt mit möglichen Partnern aus internationalen französischsprachigen Regionen zusammenbringen und ihnen helfen, neue Märkte außerhalb Europas zu erschließen. Eine Standortkampagne soll die wirtschaftlichen Vorteile des Saarlandes in frankophonen Ländern bekannt machen. Auch im Forschungs- und Hochschulbereich wurden einige neue Ziele gesetzt, um das frankophone Alleinstellungsmerkmal, das die Universität des Saarlandes (UdS) und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw saar) bereits besitzen, auszubauen. Ein bedeutender Schritt ist hierbei die Ansiedlung einer offiziellen AUF-Repräsentationsstelle ("cellule francophone") an der UdS: Sie soll den Ausbau wissenschaftlicher Kontakte vorantreiben und das frankophone Profil des Saarlandes sowohl in Deutschland als auch international stärken. Im Bereich Gesundheit wird das bestehende Projekt MOSAR auf die grenzüberschreitende Schlaganfallversorgung erweitert. Gleichzeitig sollen digitale Instrumente für einen grenzüberschreitenden Gesundheitskorridor entlang der Grenze entwickelt werden, um eine direkte Abrechnung und einen Datenaustausch im stationären Bereich zu ermöglichen.

Auch beim Thema Sicherheit geht die Landesregierung mit der Frankreichstrategie+ grenzüberschreitende Wege: In Saarbrücken soll ein gemeinsames Fortbildungs- und Kompetenzzentrum für Sicherheitsbehörden aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien entstehen, mit dem Ziel, die Einsatzfähigkeit aller Polizeikräfte über nationale Grenzen hinweg zu sichern. Gleichzeitig führen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste regelmäßige Übungen und Weiterbildungsmaßnahmen fort, um im Ernstfall Hand in Hand und über Grenzen hinweg arbeiten zu können.

Nicht zuletzt ist auch die Vernetzung und Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung eines der Kernziele der Frankreichstrategie+. Dazu erläutert der Chef der Staatskanzlei und Europabevollmächtigte David Lindemann: „Abläufe, Rechtsvorschriften, Zuständigkeiten, aber vielleicht auch informelle Besonderheiten: Wer weiß, wie die Verwaltung des Nachbarlandes tickt, kann nicht nur effizienter mit ihr zusammenarbeiten, sondern auch im eigenen Wirkungsbereich dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit mit den französischen Behörden gelingt – trotz unterschiedlicher Systeme. Wir haben bislang ausschließlich gute Erfahrungen auf beiden Seiten gemacht.“

Insbesondere im Bereich der Justiz ist der Austausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines der Erfolgsmodelle, um die Verwaltungsbereiche des Nachbarlandes kennenzulernen. Eine Verwaltungsvereinbarung für den Austausch von Beamtinnen und Beamten beider Länder gibt es bereits seit der letzten Feuille de Route mit dem französischen Senat. Nun wurde auch mit der Präfektur Moselle eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, der erste Austausch hat bereits stattgefunden. Weitere Ebenen für den Austausch in der Verwaltung sollen folgen.

Medienansprechpartner

Regierungssprecher Julian Lange

Julian Lange
Regierungssprecher

Am Ludwigsplatz 14
66117 Saarbrücken

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