| Staatskanzlei | Wirtschaft, Gründungen

Innovationskonzept SaarTech-Cycle

Ministerpräsident Tobias Hans stellt Studie zur Stärkung des saarländischen Gründer-Öko-Systems vor

Ministerpräsident Tobias Hans will das Saarland in den nächsten Jahren zum Hot-Spot für Gründer entwickeln, um wichtige Impulse für den Strukturwandel zu setzen und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Saarland punktet neben einer exzellenten Forschungslandschaft mit einem attraktiven Gründerökosystem und vielfältigen Unterstützungsleistungen für Startups. Allerdings entstehen noch zu wenige nachhaltig wachsende Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt behaupten. Aus diesem Grund hatte die Staatskanzlei die Standortagentur saar.is gebeten, eine Studie bei KPMG in Auftrag zu geben, die erfolgsrelevante Lücken im Lebenszyklus von saarländischen Startups aufzeigen und konkrete Maßnahmen zum Lückenschluss vorschlagen soll. Am Dienstag (8. Februar 2022) haben Ministerpräsident Tobias Hans und der Bevollmächtigte für Innovation und Strategie, Ammar Alkassar, die Studie vorgestellt.

Der SaarTech-Cycle ist ein ganzheitliches Konzept, um Wachstumshemmnisse im Lebenszyklus von Neugründungen anhand eines umfassenden Maßnahmenpakets zu schließen. Junge Start-ups sollen gemeinsam mit erfolgreichen Unternehmen von der Gründung bis zur Marktreife engmaschig und zielgenau betreut und begleitet werden. Darüber hinaus wird mit einem SaarTech-Fonds ein Finanzierungsinstrument für die Frühphase der Gründung bereitgestellt. Denn wie die Studie gezeigt hat, scheitern gerade daran viele Gründungen schon im Ansatz.

„Mit unserem Konzept stellen wir die technologie-orientierte Gründungsförderung auf ganz neue Beine. Mit dem SaarTech-Cycle werden wir die Zahl innovativer Start-ups spürbar erhöhen und deren Startchancen nachhaltig verbessern. Das Saarland bietet dafür die besten Bedingungen: Wir haben ein hochinnovatives, exzellentes Forschungsumfeld an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, eine starke Industrietradition und einen Mittelstand mit vielen „Hidden Champions“. Dort entstehen wichtige Innovationen, die entscheidend für erfolgreiche Gründungen und den Transfer in die Saarwirtschaft sind“, betont Ministerpräsident Tobias Hans.

Um die Weiterentwicklung des saarländischen Gründer-Ökosystems permanent im Blick zu behalten, wird, wie es die Studie empfiehlt, ein SaarTech-Beirat unter Federführung der Staatskanzlei eingerichtet. Zur Umsetzung der Maßnahmen im SaarTech-Cycle-Konzept werden 15,7 Mio. Euro bereitgestellt.

„Der weltweite Strukturwandel, befördert von neuen Technologien und Geschäftsmodellen, aber auch von einem zunehmenden Wettbewerb um die besten Talente, ist auch eine Herausforderung für das Saarland“, so der Bevollmächtigte Alkassar. „Unsere Unternehmen, Mittelstand wie Industrie, brauchen daher Innovationen. Sie müssen weiter wettbewerbsfähig bleiben angesichts offener Grenzen und einer starken weltweiten Konkurrenz. Vor allem werden dafür auch zusätzliche Gründungen benötigt, um neue originäre Wertschöpfung in unserem Land zu schaffen.“

 

Hintergrund

Die Studie der KPMG analysiert die Stärken und Schwächen des saarländischen Gründungsökosystems und benennt die wichtigsten Herausforderungen für das Land:

Erstens besteht nach Ansicht der Experten ein zu geringer Zulauf an Tech-Gründungen gemessen an unserem exzellenten Forschungsumfeld und unseren industriellen Kompetenzfeldern.

Zweitens machen viele der jungen Unternehmen vermeidbare Fehler, weil es ihnen an Erfahrung fehlt. Daher bedarf es einer echten unternehmerischen Begleitung. Erfolgreiche Modelle wie der Y-Combinator im Silicon Valley oder der China Accelerator in Shanghai haben gezeigt, wieviel man mit den richtigen Konzepten aus jungen Unternehmen herausholen kann.

Drittens mangelt es im Saarland an einer direkten Frühphasenfinanzierung.

Die Experten schlagen einen ganzheitlichen Ansatz vor, den SaarTech-Cycle. Ein integratives Programm, das sich an den Entwicklungsphasen von Startups orientiert, bestehende Lücken schließt und Hindernisse auf dem Wachstumspfad abbaut. Ein Programm, das die bestehenden öffentlichen und privaten Akteure einbindet und weiter stärkt. Ein Programm, das Startups begleitet, von der allerersten Idee über die Entwicklung eines ersten marktfähigen Produktes bis hin zum erfolgreichen Marktzugang und einem wettbewerbsfähigen Serienprodukt und der Skalierung.

Erstens soll die Anzahl an Startups mit Hilfe eines sogenannten „Mockup-Programms“ erhöht werden: Viele Gründungen scheitern daran, dass Ideen keinen echten Marktbedarf adressieren und dass der Kontakt zu potentiellen Kunden erst viel zu spät entsteht. Daher sollen kreative Teams unterstützt werden, ihre Lösungsideen schnell umzusetzen und sie validieren zu lassen. Dafür erhalten sie ganz unbürokratisch einen festen Betrag. Bedingung ist die Präsentation eines Dreigespanns: Ein potentieller Kunde, der ein skalierbares Problem hat, das es zu lösen gilt, ein kreatives Team, das eine Lösungsidee hat und eine Einrichtung, die mit ihrer Erfahrung beide betreut.

Am Ende der Entwicklung dieses Mockups nach maximal drei bis vier Monaten muss dann feststehen: Funktioniert die technische Lösung? Erfüllt sie die Funktion, die sich der Nutzer vorgestellt hat? Würde der Nutzer die Lösung kaufen? Hat die Geschäftsidee überhaupt eine Chance, sich am Markt zu behaupten? Gibt es einen hinreichenden Bedarf, der eine gewisse Nachfrage verspricht?

Eine Fachjury wird die einzelnen Geschäftsideen für das Programm auswählen. Das Programm soll zu einer spürbaren Erhöhung von Gründungen führen, die nachhaltig sind. Ein besonderer Fokus soll auf Themen gerichtet werden, die ein hohes Innovations- und Skalierungspotential haben – etwa spannende Forschungsergebnisse aus der Universitätsmedizin oder Entwicklungsherausforderungen, die eng mit den saarländischen Industrieunternehmen korrelieren. 

Zweitens sollen die Startups in allen Entwicklungs- und Wachstumsphasen eng begleitet und unternehmerisch betreut werden. Dafür wird der IT-Inkubator weiter ausgebaut und es werden erfolgreiche Unternehmen gewonnen, um mit ihren Erfahrungen gezielt Unternehmungen mitzugründen. Die Experten von KPMG schlagen vor, einen echten „Venture-Builder“ zu schaffen, also eine „Unternehmens-Manufaktur“. Thematisch wird dieser Venture-Builder über den Aufgabenbereich des IT-Inkubators hinausgehen und auch in den Kompetenzfeldern Smart Health, Smart Materials und Smart Production aktiv werden.

Drittens wird ein Risikokapital-Fonds geschaffen für sogenanntes Venture Capital, ein Finanzierungsinstrument für direkte Beteiligungen, vor allem in der Frühphase der Gründung. Primär Startups mit Sprunginnovationen und einem hohen späteren Marktpotential sind darauf angewiesen.

Damit kann eine wirklich erfolgsrelevante Lücke im Lebenszyklus der Startups vor Ort geschlossen werden. Der Fonds soll mittelfristig auch für private Investoren und Kapitalgeber geöffnet werden, um so zusätzliches Kapital für Gründungen zu aktivieren.

Medienansprechpartner