Das Saarland auf dem Weg zum Wasserstoffland
Die Landesregierung, Unternehmen, Forschungsinstitute und weitere Akteure beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren mit der Etablierung von Wasserstoff. So begann Ende 2017 das GenComm-Projekt zur Versorgung einer Tankstelle mit grünem Wasserstoff am Forschungsinstitut IZES. Zudem hat die Landesregierung) den Weg als HyExpert-Modellregion mit den Arbeiten und einer abschließenden Auszeichnung im August 2020 und der Veröffentlichung der Wasserstoff-Strategie fortgeführt. Die grüne Transformation von Wirtschaft und Industrie, unter Einsatz von Wasserstoff, ist nach wie vor ein zentrales Ziel des Landes.
Diese Ambition ist ungebrochen und wird fortgesetzt durch die Förderung ehrgeiziger Projekte, die entweder in der Planung oder zum Teil schon in der Umsetzung sind. Mit der Unterstützung dieser Projekte treibt das Saarland die grüne Transformation und die Schaffung und den Erhalt qualifizierter Arbeitskräfte in diesem Zukunftsmarkt voran.
Brennstoffzellen-Technologie im Saarland
Projektsteckbrief „BoschPowerUnits“ der Robert Bosch GmbH
Im Projekt „BoschPowerUnits“ der Robert Bosch GmbH geht es um den Aufbau einer Serienfertigung von hocheffizienten stationären Brennstoffzellen auf Festoxid-Basis. Ziel ist es, erstmalig in Europa eine Industrialisierung von Brennstoffzellensystemen für eine kostengünstige Massenproduktion umzusetzen. Die Fertigung erfolgt bundesländerübergreifend in verschiedenen Bosch-Werken. Im Saarland erfolgt die Bestückung und Schweißung der Thermoboxen im Werk in Homburg, das auf diesem Gebiet über die nötige Expertise verfügt.
Das Projekt wird gefördert durch den Bund sowie das Saarland, Baden-Württemberg und Bayern. Es ist Teil der wichtigen Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse (IPCEI) im Wasserstoff-Bereich und war eines der ersten bewilligten Projekte in Deutschland.
Wasserstoff-Infrastruktur
Projektsteckbrief „mosaHYc“ der CREOS Deutschland GmbH und GRTgaz S.A.
Wasserstoff muss vom Erzeuger zum Abnehmer gelangen. Dafür bedarf es Transportleitungen. Bei dem Vorhaben „mosaHYc“ des saarländischen Netzbetreibers CREOS Deutschland und des französischen Netzbetreibers GRTgaz sollen die Umstellung und der Neubau von insgesamt 90 Kilometer Wasserstoffnetzen unterstützt werden, womit auch die Versorgung großer Industrieunternehmen aus Wasserstoffquellen in Fenne und Carling bedient werden kann. In dem Leitungsnetz zwischen Völklingen und Perl im Saarland sowie zwischen Bouzonville und Carling im Département Moselle werden 70 Kilometer vorhandene und grenzüberschreitende Erdgasleitungen auf Wasserstoff umgestellt. Rund 20 Kilometer werden hinzugebaut.
Das Saarland wird damit Teil des European Hydrogen Backbone, einem gesamteuropäischen Wasserstoff-Infrastrukturnetz, mit der Vision eines klimaneutralen Europas, das einen florierenden Markt für erneuerbare und kohlenstoffarme Energieträger ermöglicht. Dabei liegen wir im Herzen der Großregion mit Verbindungen zu unseren französischen und luxemburgischen Nachbarn. So ist das Saarland eingebettet in den südlichen Wasserstoff-Korridor, der Kapazitäten aus Ländern mit hohem Potential an erneuerbar hergestelltem Wasserstoff über Frankreich zu uns bringt sowie in den Import-Korridor über die BeNeLux-Staaten mit den größten Energiehäfen Europas.
Das Projekt ist Teil der IPCEI-Welle „Hy2Infra“. Seit 01.10.2022 konnten die vorläufigen Projektarbeiten im Rahmen eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns gestartet werden. Die beihilferechtliche Genehmigung erteilte die EU-Kommission am 15.02.2024. Die nationale Förderzuwendung durch den Bund und das Land wurden im Juli 2024 in Berlin überreicht.
„mosaHYc“ ist Teil der Projektinitiative Grande Region Hydrogene, die den Aufbau eines grenzüberschreitenden Wasserstoff-Tals im Saarland, Lothringen und Luxemburg entwickelt.
Grüner Stahl – Made in Saarland
Projektsteckbrief „Power4Steel“
Die saarländische Stahlindustrie zählt als Grundstoffbranche mit der historisch etablierten Herstellung auf der Kokskohle- und Hochofenroute, bei der Eisenerz im Hochofen mittels Koks zu Roheisen reduziert wird, zu einem der emissionsstärksten Wirtschaftszweigen. Für eine wegweisende klimafreundliche Transformation der Stahlherstellung entschieden sich die Stahl-Holding-Saar (SHS) und deren Tochtergesellschaften ROGESA, Dillinger Hütte und Saarstahl im November 2022 zur Einreichung von Förderanträgen für das Projekt „Power4Steel“, die auf eine Anlage für eine wasserstoffbasierte Eisenreduktion in Dillingen und die Errichtung zweier Elektrolichtbogenöfen in Dillingen und Völklingen abzielen. Ab den Jahren 2027/2028 sollen mit den neuen Anlagen rund 3,5 Mio. Tonnen grüner Stahl erzeugt werden. Bei der schrittweisen Umstellung können die CO2-Emissionen der SHS ab 2027/2028 bereits um 4,9 Mio. Tonnen oder 55 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduziert werden. Für das Projekt geht die SHS von Gesamtinvestitionskosten von rund 3,5 Mrd. Euro aus, die anteilig vom Bund und Saarland entlang der EU-Leitlinien für Klima, Energie- und Umweltbeihilfe (KUEBLL) gefördert werden. Die Gesamtfördersumme der drei Teilprojekte der SHS liegt bei rund 2,6 Mrd. €.
Das Projekt konnte im Juli 2023 im Zuge eines teilweisen vorgezogenen Maßnahmenbeginns starten und erhielt im Dezember 2023 die beihilferechtliche Genehmigung durch die EU sowie den Zuwendungsbescheid zur Förderung durch den Bund und das Saarland.
„Power4Steel“ ist Teil der Projektinitiative Grande Region Hydrogene, die den Aufbau eines grenzüberschreitenden Wasserstoff-Tals im Saarland, Lothringen und Luxemburg entwickelt.
Grüner Wasserstoff aus Elektrolyse
Projektsteckbrief Elektrolyseur „HydroHub Fenne“ der Iqony GmbH
Im Mai 2021 hat die Bundesregierung in dem Interessenbekundungsverfahren für die Förderung grenzüberschreitender IPCEI-Wasserstoffverbundprojekte das saarländische Vorhaben „HydroHub Fenne“ zur Errichtung eines Elektrolyseurs der Iqony GmbH in Völklingen-Fenne für das weitere Antragsverfahren ausgewählt. Es soll in den kommenden Jahren eine PEM-Elektrolyseanlage auf Grundlage von „grünem“ Strom mit einer Leistung von zunächst rund 53 MWel (3*17,5 MWel) errichtet werden. Dies entspricht einer Kapazität von bis zu 8.200 Tonnen H2 pro Jahr. Der Projektstandort wird auf dem Kraftwerksgelände des bestehenden Iqony-Kraftwerks sein, wodurch die bestehenden Infrastrukturen genutzt werden können.
Das Projekt ist Teil der IPCEI-Welle „Hy2Infra“. Seit 01.10.2022 konnten die vorläufigen Projektarbeiten im Rahmen eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns gestartet werden. Die beihilferechtliche Genehmigung erteilte die EU-Kommission am 15.02.2024. Die nationale Förderzuwendung durch den Bund und das Land wurden im Juli 2024 in Berlin überreicht.
Der „HydroHub Fenne“ ist Teil der Projektinitiative Grande Region Hydrogene, die den Aufbau eines grenzüberschreitenden Wasserstoff-Tals im Saarland, Lothringen und Luxemburg entwickelt.
Wasserstoff für die Mobilität – H2-Tankstelle in Homburg
Projektsteckbrief „SENECA“ H2-Tankstelle in Homburg der H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co. KG
Mit dem Vorhaben SENECA soll ein bundesweiter Ausbau einer Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur gefördert werden. Im Saarland ist dabei die Errichtung einer Tankstelle in Homburg mit dem Ziel einer kundenorientierten Abdeckung urbaner und logistischer Zentren sowie der Hauptverkehrsachsen vorgesehen. Der Standort soll Betankungsmöglichkeiten für leichte und schwere Nutzfahrzeuge in den Druckstufen 350 und 700 bar anbieten.
Das Projekt wird gefördert über das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie Phase II (NIP II). Eine Ausstellung der Förderbescheide und damit eine Zuwendung durch den Bund und das Saarland stehen noch aus.
Nähere Informationen zu Wasserstoff-Tankstellen im Saarland finden Sie hier: Wasserstoff Tankstellen
Projektvorhaben in der Grande Region Hydrogen (GRH)
Im August 2021 formierte sich die Initiative „Grande Region Hydrogen“ (GRH) zur Entwicklung eines Wasserstoff-Ökosystems in der Großregion. Mit mittlerweile 10 Projekten aus dem Saarland (Deutschland), Lothringen (Grand-Est, Frankreich) und dem Großherzogtum Luxemburg, unterstützt es die Etablierung einer grenzüberschreitenden Wasserstoff-Wirtschaft und verknüpft Erzeugungskapazitäten und Anwender über eine gemeinsame Infrastruktur.
Nähere Informationen zur Initiative finden Sie auf der GRH-Homepage.
Die oben beschriebenen Projekte „mosaHYc“, „Power4Steel“ und „HydroHub Fenne“ sind Teil der GRH-Initiative. Darüber hinaus beteiligt sind:
H2V Thionville
Auf dem Hafengelände von Thionville-Illange (Grand-Est, Frankreich) plant das französische Unternehmen H2V den Aufbau von Elektrolyse-Kapazitäten im Umfang von ca. 56.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr 2030. Dieser soll an den Industrie- und Mobilitätssektor (Lkw, Busse, Züge, Häfen und Flughäfen) in Frankreich, Deutschland und Luxemburg geliefert werden. Das Projekt ist Teil der Logistikplattform E-LOG’IN 4. Der Standort liegt gut angebunden, mit direktem Zugang zu Autobahnen, einer Verbindung zum internationalen Schienennetz sowie zur Schifffahrt. Eine Verbindung zum mosaHYc-Netz ist vorgesehen.
Emil’Hy
Das französische Unternehmen GazelEnergie hat ein Projekt zur dekarbonisierten Reindustrialisierung des Kraftwerk-Standorts Emile Huchet in Saint Avold ins Leben gerufen. Es beabsichtigt, eine Anlage zur Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff am stillgelegten Kohlekraftwerk zu errichten. Der Wasserstoffsektor wurde als Hebel für die Aufrechterhaltung einer groß angelegten Energieproduktion am Standort identifiziert, denn die vorhandenen industriellen Kapazitäten, wie Grundstücke, sowie der Zugang zu Wasser- und Strominfrastrukturen, können weiter genutzt werden. Der Standort Emile Huchet liegt in grenzüberschreitender Lage innerhalb der Chemieplattform Chemesis und profitiert nach eigener Bewertung des Unternehmens vom industriellen Know-how eines Energieunternehmens mit qualifizierten Arbeitsplätzen. Die Elektrolyseanlage soll mit erneuerbaren Energien betrieben werden und die industriellen Nachbarn in der Grande Region Hydrogen mit Wasserstoff versorgen. Da die Anlage an der Kreuzung wichtiger europäischer Verkehrswege liegt, soll sie auch Wasserstoff für den Einsatz in der Schwerlastmobilität liefern können. Ein Anschluss an die mosaHYc-Pipeline ist vorgesehen.
HyPower Moselle/Saar
Mit dem Projekt „HyPower Moselle/Saar“ plant das Unternehmen HDF ein grenzüberschreitendes „Spiegelprojekt“, in dem zwei Wasserstoff-Brennstoffzellen mit je 10 MW Leistung auf beiden Seiten der deutsch-französischen Grenze errichtet werden sollen. Damit ließe sich CO2-armer Strom produzieren und die Volatilität erneuerbarer Energiequellen durch eine Zwischenspeicherung in Wasserstoff ausgleichen. Die Anlagen sollen den benötigten Wasserstoff über die mosaHYc-Leitung beziehen.
CarlHYng
Bei CarlHYng handelt es sich um ein Projekt zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff im Gemeindegebiet Carling (Departement Moselle). Es umfasst eine Gesamtelektrolysekapazität von 300 MW, die durch die Implementierung von drei aufeinanderfolgenden Einheiten zwischen 2027 (100 MW und 17 Kilotonnen H2 pro Jahr) und 2030 (300 MW und 52 Kilotonnen H2 pro Jahr) realisiert werden soll. Hierzu sollen die Elektrolyseure überwiegend mit Strom aus erneuerbaren Energieanlagen versorgt werden. Zur Gewährleistung eines kontinuierlichen und optimalen Betriebs der Elektrolyseure wird diese Versorgung mit kohlenstoffarmen Strom aus dem französischen Energiemarkt ergänzt. Der in der Anlage erzeugte Wasserstoff soll in das mosaHYc-Leitungsnetz eingespeist und an gewerbliche Verbrauchsstandorten im grenzüberschreitenden Gebiet zur Verfügung gestellt werden.
H2Saar
RWE Generation SE plant im Saarland das Projekt „H2Saar“ und ist damit auch Teil der Initiative „Grande Region Hydrogen“ (GRH). Der Projektsteckbrief sieht eine Errichtung von vier Elektrolyseuren mit einer Nennleistung von jeweils 100 MW (also insgesamt 400 MW) und einer daraus resultierenden jährlichen Wasserstoffproduktion von bis zu 50.000 Tonnen pro Jahr vor. Ziel ist nach den letzten Aussagen des Unternehmens eine Inbetriebnahme ab 2028, um vor allem die saarländische Stahlindustrie und andere Verbraucher mit Wasserstoff zu versorgen. Der Projektstandort in Saarlouis, Stadtteil Roden, Industrie- und Gewerbegebiet Röderberg, liegt angrenzend zur Dillinger Hütte und den Ford-Werken.
Hydrogen4Ceramic
Für die Dekarbonisierung seiner Keramikherstellung plant das saarländische Unternehmen Villeroy & Boch das Brennverfahren seiner Öfen auf Wasserstoff umzustellen. Dazu soll in den Werken in Mettlach und Merzig sukzessive der Einsatz von Erdgas durch Wasserstoff ersetzt werden.
H2-Anschluss der Nemak Dillingen GmbH
Das Projekt zielt auf die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zum Anschluss des Nemak Werks an die mosaHYc-Pipeline, zur Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff in der Produktion.
Weitere Projektvorhaben im Saarland
LHYFE
Der französische Wasserstoffkonzern Lhyfe will in Perl einen 70 MW Elektrolyseur für grünen Wasserstoff aufbauen. Laut Pressemitteilung ist ein Baubeginn für die erste Hälfte des Jahres 2027 geplant – vorbehaltlich der Erteilung von Betriebs- und Baugenehmigungen sowie finanziellen Investitionsentscheidungen. Vorgesehen sei, täglich 30 Tonnen Wasserstoff in die mosaHYc-Leitung einzuspeisen, die die umliegenden Industrien versorgt. Für die Versorgung sollen zu den sich in Betrieb befindenden Windkraftanlagen in den nächsten Jahren acht weitere hinzukommen (Zubau: 38,4 MW). Auch der Zubau weiterer Photovoltaikanlagen ist geplant. Eine Übersicht zum Ausbaustand der erneuerbaren Energien im Saarland finden Sie hier.
Fördermöglichkeiten für Wasserstoff-Projekte
Für interessierte Unternehmen, mit Vorhaben rund um das Thema Wasserstoff bestehen vielfältige Möglichkeiten an Beratungsangeboten und einer Umsetzung im Rahmen von Förderprogrammen.
Für nähere Informationen rund um den Umstieg und die Einführung von Wasserstoff in Ihrem Betrieb, kontaktieren Sie gerne die Saarländische Wasserstoffagentur
Eine Förderberatung und Auswahl an aktuellen Förderprogrammen des Bundes finden Sie auf der Homepage der Lotsenstelle Wasserstoff
Kontakt im Ministerium
Referat F/1
Energiepolitik und Energiewende
Franz-Josef-Röder-Straße 17
66119 Saarbrücken