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Grundwassersituation im Saarland

Wichtige Informationen zum Grundwasser im Saarland: Qualität, Quantität, Neubildung und Herausforderungen sowie Maßnahmen des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.

 

1. Rechtliche Grundlagen

Der Wassernutzung der öffentlichen Wasserversorgung und damit der Nutzung des Wassers für Trinkwasserzwecke zur Versorgung der Bevölkerung kommt absolute Priorität zu, das hat das Bundesverfassungsgericht 1981 hervorgehoben.

Dies ist im Saarländischen Wassergesetz (SWG) auch explizit festgehalten. Die Grundversorgung mit Trinkwasser ist die zentrale gesellschaftliche, generationenübergreifende Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge.

Um die Wasserversorgung zur Daseinsvorsorge zu sichern, müssen neben der Aufrechterhaltung der Infrastruktur, die Wasservorkommen weitreichend gesichert werden. Dabei obliegt die öffentliche Wasserversorgung, die Versorgung der Allgemeinheit mit Trink- und Brauchwasser, den Gemeinden als Träger der Daseinsvorsorge im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltungsgarantie (Artikel 28 II GG).

 

2. Grundwasserkörper (GWK)

Kern der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sind die detaillierte Bewirtschaftungsvorgaben zur Nutzung der Gewässer.

Das Saarland hat 16 GWK.

Quantität: Mengenmäßiger Zustand: alle 16 GWK im 3. BWP mit gut eingestuft. Aus fast allen der 16 saarländischen GWK wird weniger als die Hälfte der mittleren jährlichen Grundwasserneubildung entnommen, und dies bei insgesamt sinkender Tendenz der Grundwasserentnahmen.

Qualität: Von den 16 GWK musste einer (Leuk, flächenmäßig kleiner Grundwasserkörper „Buntsandstein und Muschelkalk der Unteren Saar“) in den schlechten chemischen Zustand eingestuft werden (Als Umweltziele für Nitrat ist entsprechend der Grundwasserrichtlinie ein Wert von 50 mg/l festgelegt. Der Nitratwert liegt hier über dem Grenzwert 50 mg/l.)

In nur drei der 16 saarländischen GWK stellen diffuse Einträge von Nitrat, insbesondere aus der Landwirtschaft, eine Belastung dar. Bis auf einen GWK (Leuk) ist jeweils ein Teilgebiet in dem entsprechenden GWK betroffen. Diese weiteren kleinflächigen diffusen Einträge von Nitrat liegen in den GWK „Buntsandstein und Muschelkalk der Mittleren Mosel“ (Perl) und „Buntsandstein und Muschelkalk der Mittleren Saar“ (Altforweiler) vor. Diese bilden, zusammen mit dem GWK an der Leuk, die so genannten roten Gebiete.

Die Belastung ist vor allem auf die Anreicherung von Stickstoff im Boden sowie die Auswaschung von Stickstoffdünger aus landwirtschaftlich genutzten Flächen zurückzuführen.

Es ist festzustellen, dass die Grundwasserqualität im Saarland vergleichsweise hervorragend ist. Die Wasserversorgung kann i.d.R. mit einem nur geringen Aufbereitungsaufwand aus dem Grundwasser sichergestellt werden. Auf Oberflächenwasser müssen wir bisher nicht zurückgreifen. 

3. Grundwasserneubildung – Grundwasserdargebot

Die Grundwasserneubildung liegt in den wasserwirtschaftlich genutzten Grundwasserleitern im Saarland bei ca. 180 Mio. m³/a. Davon sind ca. 135 Mio. m³/a technisch auf Dauer nutzbar, somit gewinnbares Grundwasserdargebot.

Unter Beachtung der ökologischen Randbedingungen reduziert sich das gewinnbare Dargebot auf ca. 100 Mio. m³/a = nutzbares Dargebot (laut ÖWAV ökologisch nutzbares Dargebot).

Die Wasserförderung lag in den letzten Jahren im Durchschnitt bei knapp 70 Mio. m³ im Saarland. Davon gehen ca. 53 Mio. m³ in die öffentliche Wasserversorgung, der Rest verteilt sich auf Brauchwasserentnahmen und die Entnahmen für sonstige Zwecke wie z.B. Mineralwassergewinnung.

Mitte der 80er Jahre lag der Verbrauch mit über 100 Mio. m³ noch ca. 50% höher. Wasserförderung erfolgt zu 96 % aus Tiefbohrungen (im Mittel etwa 80 m tiefe Bohrbrunnen im Mittleren Buntsandstein) und 4 % aus Quellen (oberflächennahes Grundwasser aus den Quatär)

Datenbasis: Anfang der 1990er Jahre wurde das ÖWAV (Ökologisches Wasserversorgungskonzept Saarland) zusammen mit den Wasserversorgungsunternehmen erstellt. Auf einer belastbaren Datenbasis wurden genaue Vorgaben für eine ökologisch orientierte Bewirtschaftung des Grundwassers gemacht.

Zwischenzeitlich haben sich die Datengrundlagen weiter verbessert, und sie wurden und werden natürlich weiter fortgeschrieben. Auch die Modelltechnik hat sich seither verfeinert und so haben wir vor ca. 15 Jahren das Grundwassermodell Saar entwickeln lassen, das seither auch ständig weiterentwickelt und in relevanten Bereichen verfeinert wurde (zuletzt 2016).

Zudem betreiben wir weiterhin unsere umfangreichen wasserwirtschaftlichen Messnetze (Regen-, Grund- und Oberflächenwasser), um Veränderungen zeitnah validieren zu können. Sie sind auch wichtig, um „gefühlte Veränderungen“ objektiv zu belegen oder zu widerlegen.

Grundwasserstandsmessungen: 68 landeseigene Messstellen im Saarland. Davon sind 57 Grundwassermessstellen und 11 Quellfassungen.) Das EU-WRRL-Messnetz beinhaltet zurzeit insgesamt 38 Grundwassermessstellen und 11 Quellfassungen.

4. Grundwasserneubildung und Auswirkungen durch das Klima

Die Grundwasserneubildung ist ein wichtiges Maß für die natürliche Regenerationsfähigkeit der Grundwasserressourcen. Sie erfolgt großräumig im Wesentlichen aus dem bei Niederschlag sich bildenden Sickerwasser und findet im Winterhalbjahr statt. Dann fallen bei uns langanhaltende, ergiebige Niederschläge, die in den Boden eindringen können und nach Sättigung des Bodens das Grundwasser auffüllen, da in dieser Zeit auch der Verbrauch an Bodenwasser durch die Vegetation gering ist. Insoweit sind jahreszeitliche Schwankungen im Grundwasserstand normal und zeigen sich vor allem sichtbar an kleinen Quellen, deren Ergiebigkeit in trockenen Sommern deutlich abnehmen können – bis hin zum völligen Versiegen.

Aber auch die jährlich gebildete Grundwassermenge schwankt, abhängig von der Regenhöhe und der jahreszeitlichen Regenverteilung in den einzelnen Jahren. Deshalb sind im Zusammenhang mit der Ermittlung des so genannten Grundwasserdargebots, also der Menge an Grundwasser, die maximal auf Dauer zur Nutzung zur Verfügung steht, langjährige Betrachtungen notwendig. Diese erfolgen an den  Bohrungen des landeseigenen Messnetzes. Insoweit verfügen wir heute über gesicherte Kenntnisse über die langfristig zur Verfügung stehende Grundwassermenge.

Die Niederschläge im Sommer tragen kaum zur Grundwasserneubildung bei. Gerade bei Sommergewittern kann das Regenwasser nicht tief in den trockenen Boden eindringen und fließt dann größtenteils oberirdisch ab. Insoweit ist ein Absinken der Wasserspiegel in den Sommermonaten natürlich gegeben, was jedoch in der Regel im darauffolgenden Winterhalbjahr wieder ausgeglichen werden kann. Insofern belastet auch eine längere Trockenperiode im Sommer die Grundwasserneubildung kaum, im Gegensatz zu ausbleibenden Niederschlägen im Winter.

5. Bestrebungen alle erkennbaren Herausforderungen anzunehmen und ständige Anpassung

Der sich abzeichnende Klimawandel kann grundsätzlich auch Auswirkungen auf das Wasserdargebot mit sich bringen, z.B. durch veränderte Grundwasserneubildung, verlängerte Verdunstungsphasen oder den verstärkten Wasserverbrauch.

Im Saarland werden zum Glück bisher keine Änderungen des gespeicherten Grundwasservolumens beobachtet, die auf eine klima- oder grundwasserentnahmebedingte Abnahme der in den Grundwasserkörpern gespeicherten Grundwasservolumina schließen lassen.

Auch bei uns ist zu beobachten, dass Sommermonate mit langanhaltender Trockenzeit negative Auswirkungen auf den Bodenwasserhaushalt und damit auf die Vegetation haben. Dies hat allerdings keinen direkten Einfluss auf die verfügbaren Grundwassermengen.

6. Masterplan Wasser / Sicherstellung der saarländischen Wasserversorgung

Im Masterplan Wasser werden Kernaussagen zum Grundwasser überprüft (Evaluation ÖWAV), die zukünftigen Herausforderungen und die entsprechenden Handlungsoptionen herausgearbeitet und Vorschläge zur zukunftsfähigen Sicherstellung der Wasserversorgung entwickelt. Dazu wird in einem betriebswirtschaftlichen Teil der Wasserpreis gemäß der guten fachlichen Praxis erarbeitet.

Fertigstellung Anfang 2023.

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