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Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge im Saarland

Die Hochwasserereignisse der 1990er Jahre machten überdeutlich klar, welche Fehler man in der Vergangenheit im Umgang mit den Gewässern, ihren Auen und dem gesamten Wasserhaushalt (Wasserhaushalt nennt man die Erfassung von Niederschlag, Abfluß und Verdunstung, einschließlich der ober- und unterirdischen Wasservorräte also des gesamten Wasserkreislaufes) der Landschaft gemacht hat.

Naturereignis Hochwasser

Hochwasser sind Naturereignisse, mit denen immer wieder gerechnet werden muss. Sie sind ein Teil des natürlichen Wasserkreislaufs von Niederschlag, Abfluss, Versickerung und Verdunstung. Hochwasser können durch außergewöhnliche Niederschläge oder, bei uns seltener durch schnelle Schneeschmelzen, ausgelöst werden. An der Entstehung von Hochwasser wirkt vieles mit, zum Beispiel Wetterlage, Bodenzustand, Vegetation, Geländeneigung, Abmessung des Abfluss- und Überflutungsraumes. Die hauptsächlichen „Übeltäter“ für Hochwasser sind die von West nach Ost durchziehenden Tiefdruckgebiete – vor allem im Winterhalbjahr. Diese haben in den letzten Jahren deutlich mehr Regen gebracht. Die Niederschlagsmengen nehmen im langjährigen Vergleich deutlich zu.
Dies hat zur Folge, dass Hochwasserschäden auftreten, deren Ausmaß von den Eingriffen in die Überschwemmungsgebiete und der damit verbundenen Zunahme der Vermögenswerte bestimmt wird. Allerdings nehmen Häufigkeit, Höchstwasserstände und Schäden von Hochwasserereignissen in den zurückliegenden Jahren zu.

Erhöhung des Wasserrückhaltes im Einzugsgebiet

Seit vielen Jahren besteht im Saarland ein Schwerpunktprogramm für die naturnahe Entwicklung von Gewässern und Auen. Mit der Renaturierung der Gewässer erhöht sich auch deren natürliches Hochwasserretentionsvermögen. Naturgemäß gestaltete Gewässer sollen wieder früher ausufern, d.h. die Aue besser als Rückhalteraum nutzen.

Sicherung bestehender und Rückgewinnung alter Überschwemmungsgebiete            

Die Auen sind die natürlichen Hochwasserspeicher. Ihr Erhalt ist eine der vorrangigsten Maßnahmen eines vorsorgenden Hochwasserschutzes. Die Rückgewinnung von Überschwemmungsgebieten hingegen ist schwieriger, da in Frage kommende Bereiche häufig bebaut sind. Eine gute Gelegenheit, Retentionsraum zurückzugewinnen, ergab sich in den letzten Jahren im Zuge der Rosseltalsanierung. Aufgrund der im Rosseltal aufgetretenen Bergsenkungen von bis zu über 14 m musste das Tal sukzessive aufgefüllt und die Rossel neu gestaltet werden. Es konnte erreicht werden, die Maßnahmen so zu planen und auszuführen, dass jetzt mehr als 500.000 Kubikmeter Wasser im Hochwasserfalle zurückgehalten werden können. Die spürbaren Auswirkungen kamen schon den hochwassergeplagten Rosselanliegern in Völklingen-Geislautern beim Hochwasser im Jahre 1998 zu Gute.

Erhöhung des Wasserrückhalts auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen

Zur Steigerung der natürlichen Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens wird das umfassende Instrumentarium zur Förderung umweltschonender Wirtschaftsweisen in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft eingesetzt. Alleine im Saarland wurden in den zurückliegenden Jahren mehr als 500 ha landwirtschaftliche Fläche auf eine umweltschonende Wirtschaftsweise umgestellt. Zur Quantifizierung der Wirkung wurde im Rahmen des IRMA-Programm auch ein Forschungsvorhaben durchgeführt, über das später hier berichtet wird. Von den ursprünglich auch im Saarland weitverbreiteten Auenwäldern sind heute nur noch 1-2 % übrig geblieben. Auenwälder haben positive Auswirkungen auf die Hochwasserwelle und den Hochwasserablauf. Ein erstes größeres Vorhaben zur Wiederentwicklung von Auenwäldern wurde in der Bliesaue – ebenfalls als IRMA-Projekt – durchgeführt. Ein Beitrag zu mehr Wasserrückhalt in der Fläche kann auch die Regenwasserbewirtschaftung, d.h. die Umstellung von Infrastruktur und Siedlungsflächen auf mehr Versickerung von unverschmutztem Regenwasser – wo dies möglich ist.  Im saarländischen Wassergesetz ist der Grundsatz zur Niederschlagswasserbewirtschaftung von neu zu bebauenden Grundstücken enthalten. Regenwasser, das an Ort und Stelle versickert wird, entlastet die Kläranlagen, verbessert die Grundwasserneubildung und kann einen – wenn auch kleinen – Beitrag zum vorsorgenden Hochwasserschutz leisten.

Technischer Hochwasserschutz

Ganz ohne Technik geht es auch im Hochwasserschutz nicht. Es gibt Situationen, wo nur technische Lösungen – wie Hochwasserrückhaltebecken – den gewünschten Erfolg bringen können. Untersuchungen der Möglichkeit zur Schaffung neuer Rückhaltebecken und deren Bau stellen daher auch einen Bestandteil des Hochwasserschutzes dar. Im Saarland wurden durch die zuständigen Kommunen in den letzten Jahren Rückhaltepotenziale in einer Größenordnung von ca. 900.000 Kubikmeter geplant und gebaut. Diese Maßnahmen wurden teilweise durch das Umweltministerium und die EU bezuschusst.