Der saarländische Weg für den Wald
Das Saarland war und ist bundesweit Vorreiter sowohl mit seiner Baumartenzusammensetzung als auch mit der naturnahen Bewirtschaftung seines Staatswaldes. Im Ländervergleich weist unser Bundesland mit 75 Prozent den höchsten Anteil an Laubbäumen auf. Der Bundesschnitt liegt bei 44 Prozent.
Der Klimawandel setzt unserer Natur zu: extreme Wetterereignisse von Hitzewellen mit anhaltender Trockenheit bis hin zu Starkregen. Die Auswirkungen auf unsere Wälder sind besonders augenfällig – und werden in weiten Teilen der Bevölkerung emotional diskutiert. Die Sorge um den Wald und um seine Gesundheit ist nicht neu. Bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat das sogenannte Waldsterben die Gesellschaft aufgeschreckt. Vieles wie z.B. die Luftreinhaltepolitik und die Art und Weise der Waldbewirtschaftung ist besser geworden. Trotzdem ist die Bodenversauerung – heute vor allem durch Stickstoffeinträge aus Verkehr, Landwirtschaft und Industrie noch nicht gestoppt und stellt eine Hypothek für die Gesundheit der Wälder dar. Unser Wald ist Erholungs- und Freizeitraum, Ort nahezu ungestörter Entwicklung für die Natur- und Artenvielfalt, bedeutender Kohlenstoffspeicher, aber auch Produktionsstätte für den wertvollen nachwachsenden Rohstoff Holz. Ein Hektar Wald im saarländischen Staatsforst produziert pro Jahr 15 bis 30 Tonnen Sauerstoff, filtert 50 Tonnen Staub, und hält bis zu 3 Millionen Liter Wasser zurück. Deutschlandweit trägt der Wald zu einer CO2-Minderung von 127 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid bei.
Bereits jetzt haben andauernde Hitze und Trockenheit dem Wald deutschlandweit erheblich zugesetzt. Die aktuelle Baumartenzusammensetzung und die bestehende Struktur der Wälder machen ein schnelles Reagieren auf den Klimawandel unmöglich. Fichtenwälder werden von der Massenvermehrung des Borkenkäfers besonders hart getroffen. Die trocken-heißen Sommer und milden Winter begünstigen die Vermehrung von Schädlingen. Auch viele Laubbäume leiden unter dem Klimawandel. Sind gefährliche Krankheiten einmal eingeschleppt, verbreiten sie sich wie ein Lauffeuer. Eine direkte Bekämpfung ist oft nicht möglich. Auch in den saarländischen Wäldern hinterlässt der Klimawandel Spuren, die zukunftstaugliche Konzepte verlangen.
Dennoch steht unser saarländischer Wald im Vergleich zu vielen Wäldern in Deutschland gut da. Das Saarland war und ist bundesweit Vorreiter sowohl mit seiner Baumartenzusammensetzung als auch mit der naturnahen Bewirtschaftung seines Staatswaldes. Im Ländervergleich weist unser Bundesland mit 75 Prozent den höchsten Anteil an Laubbäumen auf. Der Bundesschnitt liegt bei 44 Prozent. Das Saarland hat als erstes Bundesland zehn Prozent der Waldfläche komplett aus der Bewirtschaftung genommen, um dort die Natur Natur sein zu lassen. Dies ist ein wichtiger Baustein der Saarländischen Biodiversitätsstrategie und ein Beitrag zur Konvention zur Biologischen Vielfalt. Die übrige Staatswaldfläche wird seit 30 Jahren naturnah bewirtschaftet: einzelstammorientiert, ohne Einsatz von Chemie, ohne Kahlschläge und unter stetiger Erhöhung des Laubwaldanteils. Der Holzvorrat hat sich in dieser Zeit fast verdoppelt, und so soll es weitergehen. Der Schutz des Waldes und der natürlichen Abläufe sind Maßgabe für unsere naturnahe Waldbewirtschaftung. Waldbestände sollen sich mehrheitlich durch natürliche Prozesse verjüngen, um so widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse zu werden. Standortheimische Mischwälder mit jungen und alten Bäumen kennzeichnen unsere Wälder. Mit Blick auf den Klimawandel ist das eine gute Ausgangslage für die Zukunft.
Langlebige Produkte aus Holz, wie Möbel oder ganze Häuser speichern CO2 über viele Jahre. Deshalb sollte der nachhaltige Baustoff Holz verstärkt in den Blick der Klimadiskussion rücken. Ein Verzicht auf die Bewirtschaftung unseres Waldes stellt dabei aber keine Lösung dar. Die Holzernte würde sich dann nämlich noch stärker in andere Regionen der Welt verlagern - unter teilweise bedenklichen sozialen Bedingungen und ohne Rücksicht auf Verluste. Weltweite Umweltprobleme verschärften sich nur noch weiter.
Die neuen klimatischen Herausforderungen machen dennoch Anpassungen notwendig, die wir im Saarland behutsam und planmäßig angehen. Dabei haben wir nicht nur den Staatswald im Blick, sondern lassen auch Kommunen und vor allem Privatwaldbesitzer mit den Folgen der Trockenheit nicht alleine. Wir müssen unseren gesamten Wald anpassungs- und widerstandsfähiger machen, damit er in Zukunft besser auf Klimaveränderungen reagieren kann. Aktionismus und schnelle Experimente etwa mit exotischen Baumarten sind dabei für uns kein Mittel der Wahl.
Das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz hat Ende letzten Jahres den „Masterplan Wald“ aufgelegt. Ein Baustein ist das Eine-Million-Bäume-Programm – zur Wiederbewaldung größerer Flächen, die nach Borkenkäferbefall kahl gefallen sind. Wir setzen auf klimaflexiblere Baumarten wie Eiche und Esskastanie im Verbund mit Weißtanne, Bergahorn, Erle oder Hainbuche. Für das Programm sind schon zahlreiche Hilfsangebote von Schulklassen, Vereinen oder Einzelpersonen eingegangen. Diese Hilfe nehmen wir gerne an. Eine Koordinierungsgruppe trägt die relevanten Daten zusammen und vermittelt regionale Aufforstungsprojekte, bei denen sich engagierte Saarländerinnen und Saarländer aktiv einbringen können. Das hilft uns beim Umbau zu einem klimastabileren Wald. Weil die Menschen sich aktiv an der Wiederaufforstung beteiligen, wächst zudem das Verständnis für die Waldbewirtschaftung. Der Umbau zu einem klimastabileren Wald benötigt Zeit, doch mit Blick auf die klimatischen Veränderungen führt daran kein Weg vorbei. Diesen Prozess offen und transparent, mit allen Beteiligten und vor allem behutsam anzugehen, ist unser Ziel. So wollen wir die Erfolgsgeschichte der naturnahen Waldbewirtschaftung weiterführen.