Thema: Verbraucherschutz
| Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz | Gesundheitlicher Verbraucherschutz

Pro- und präbiotische Lebensmittel

Worum geht’s?

Zahlreiche Lebensmittel sind mit Aufschriften wie „probiotisch“, „präbiotisch“, „enthält probiotische Kulturen“, wirkt probiotisch“ und ähnlichem versehen. Aber was ist nun das Besondere an diesen Lebensmitteln? Was bedeuten die Begriffe, und inwieweit kann den Werbeaussagen auf der Verpackung Glauben geschenkt werden? 

Probiotika – Präbiotika – Synbiotika
Probiotika sind Mikroorganismen - im wesentlichen Milchsäure- und Bifidobakterien - die mit Nahrungsmitteln in den Darm gelangen, sich dort ansiedeln und so positive gesundheitliche Effekte erzielen können. 

Probiotische Mikroorganismen

  • Lactobacillus (Milchsäurebakterium)
    • L. acidopilus
    • L. johnsonii
    • L. casei
    • L. rhamnosus
    • L. reuteri
    • L. plantarum
  • Bifidobacterium (Bifidusbakterium)
    • B. animalis
    • B. longum
    • B. lactis
    • B. adolescentis
    • B. infantis
    • B. breve

Präbiotika (= Prebiotika) sind unverdauliche Oligosaccharide, also Kohlenhydrate, die von den menschlichen Verdauungssäften nicht aufgeschlossen werden können. Präbiotika steigern die Anzahl oder die Aktivität der erwünschten Milchsäure- und Bifidobakterien im Darm.  Zu den in der EU freigegebenen Präbiotika zählen zum Beispiel Inulin und Oligofruktose.

Synbiotika sind Kombinationen aus Pro- und Präbiotika. 

Gesundheitseffekte

Der wissenschaftliche Nachweis gesundheitlicher Wirkungen von Probiotika und Präbiotika ist schwierig. Aus diesem Grund kann nur ein Teil der Effekte, die probiotischen und präbiotischen Lebensmitteln zugesprochen werden, als wissenschaftlich gesichert gelten. Weitere Effekte werden vermutet, können bis jetzt jedoch nur im Modell- oder Tierversuch nachgewiesen werden. Daraus können lediglich Hinweise auf mögliche Effekte beim Menschen abgeleitet werden. Nach dem aktuellen Wissensstand (Quelle: M. De Vrese, J. Schrezenmeir: Probiotika, in: Praxisbuch Functional Food, 2001) gelten folgende Wirkungen als gesichert:

  • geringere Häufigkeit und Dauer verschiedener Durchfallerkrankungen
  • Senkung der Konzentration gesundheitsschädlicher und krebsfördernder Stoffe im Dickdarm
  • Beeinflussung des Immunsystems
  • Förderung der Laktoseverdauung

Als mögliche Effekte gelten:

  • Förderung und Erhalt einer optimalen Darmflora
  • Normalisierung der Darmtätigkeit bei Verstopfung
  • Schutz/Therapie bei urogenitalen Infekten
  • Verhinderung von Krebs
  • Stärkung des Immunsystems
  • Verhinderung von Infektionskrankheiten
  • Reduktion von Allergien und Autoimmunerkrankungen
  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Beeinflussung des Fettstoffwechsels
  • Steingerung der Mineralstoffresorption
  • Osteoporosevorbeugung

Voraussetzung für die Wirkung insbesondere der Probiotika ist, dass sie lebend, in ausreichender Zahl und regelmäßig in den Darm gelangen.

Nach Expertenmeinung müssen 100 bis 1.000 Millionen Bakterien pro Tag aufgenommen werden, um die Darmflora zu beeinflussen. Die Organismen können sich nur für wenige Tage bis Wochen im Darm ansiedeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, regelmäßig probiotische Lebensmittel zu verzehren. Ein einmaliger oder sporadischer Verzehr des probiotischen Lebensmittels genügt nicht.

Die probiotischen Bakterien sind empfindlich gegenüber Kälte und Hitze. Dies muss bei der Lagerung der Produkte berücksichtigt werden. Die Kühlkette der ohnehin im Kühlschrank aufzubewahrenden Milchprodukte sollte deshalb nicht unnötig oft und lange unterbrochen werden.

Lohnt es sich, probiotische Lebensmittel zu kaufen?

Probiotische und präbiotische Lebensmittel versprechen dem Käufer vielseitige positive Auswirkungen auf den Körper. Die Wissenschaft konnte einen Teil der gesundheitlichen Wirkungen nachweisen. Jedoch ist in vielen Punkten lediglich ein Hinweis auf einen möglichen Nutzen gegeben. Diese Aussagen müssen von unabhängiger wissenschaftlicher Seite noch zusätzlich überprüft werden. Der Nachweis ist jedoch schwierig und langwierig. Grundsätzlich gilt, dass Sauermilchprodukte, die „normale“ Milchsäurebakterien enthalten, ebenfalls gesundheitlich positive Effekte erzielen, wenngleich in schwächerer Ausprägung.  

Eine hohe tägliche Zufuhr an Ballaststoffen ist wünschenswert. Hierzu können Präbiotika beitragen. An dieser Stelle muss jedoch der Hinweis gegeben werden, dass dem Körper pro Tag nur eine begrenzte Menge an Oligosacchariden zugeführt werden darf. Wer sich hauptsächlich von Produkten ernährt, die mit Inulin als Fett- oder Zuckerersatz hergestellt wurden, wird einen großen Teil des Tages mit Durchfall auf der Toilette verbringen! Probiotische und präbiotische Lebensmittel können jedem ein gutes Gefühl im Bauch geben, wenngleich die hohen Kosten für probiotische Lebensmittel eher zu Magenschmerzen führen dürften.

Die positiven Effekte der Probiotika und Präbiotika auf die Darmflora sind erwiesen. Sie schaffen ein gutes Klima im Darm. Ein gesunder Darm ist Bedingung für einen gesunden Körper. Neben den Einflüssen von Probiotika und Präbiotika ist jedoch eine ausgewogene Ernährung wichtigster Erfolgsfaktor.

Was können Probiotika bewirken?

  • Probiotika können das Ökosystem Darm positiv beeinflussen. Sie unterdrücken unerwünschte, krank machende Bakterien. Sie stehen in Nahrungskonkurrenz zu Krankheitserregern und hemmen deren Wachstum. Zugleich geben sie antimikrobielle Substanzen ab. So können bakteriell bedingte Durchfallerkrankungen vermieden oder abgeschwächt werden.
  • Probiotika können die Immunabwehr des Körpers anregen.
  • Probiotika können die Konzentration toxischer Substanzen im Darm senken.
  • Probiotika senken die Konzentration von Substanzen, die Tumore erzeugen. So können sie möglicherweise vor Krebs schützen.
  • Probiotische Joghurts sind auch für Personen, die an einer Laktoseintoleranz leiden, gut verträglich.

Probiotika und das „Ökosystem Darm“

Bakterien werden auch mit der Nahrung aufgenommen. Lebensmittel können durch Zugabe von Mikroorganismen haltbar gemacht werden. Beispielsweise wird Milch durch Zugabe von Milchsäurebakterien fermentiert und gesäuert; es entstehen Sauermilchprodukte wie Joghurt. Diese mit der Nahrung aufgenommenen Milchsäure- und Bifidobakterien beeinflussen die Darmflora positiv. Sie überleben jedoch den Weg durch den Magen-Darmtrakt kaum. Seit 1995 wird in Deutschland Joghurt mit probiotischen Bakterien angeboten. Diese Kulturen haben die Besonderheit, dass sie den „Angriffen“ der Verdauungssäfte standhalten können. Außerdem werden probiotischen Mikroorganismen positive gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben.

Woher kommen probiotische Mikroorganismen?

Probiotische Kulturen wurden aus Sauermilchprodukten oder Stuhlproben von gesunden Menschen isoliert und vermehrt. Es handelt sich folglich um natürlich im menschlichen Darm vorkommende Bakterien. Probiotische Kulturen, die bisher im Handel sind, können als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden.  

Welche Lebensmittel können mit Probiotika versetzt sein?

Folgende Lebensmittel können mit Probiotika versetzt sein: Fruchtsaftgetränke, Säuglingsnahrung, Süßwaren, Joghurt, Quark, Käse, Eis, Müsli, Konditoreiwaren und Rohwurst

Lebensmittelkontrollen

Das Landesamt für Verbraucherschutz untersucht im Auftrag von Landes- oder Bundesbehörden Proben von

  • Lebensmitteln pflanzlicher und tierischer Herkunft,
  • Futtermitteln,
  • Bedarfsgegenständen,
  • Trink- und Badewässern und Badegewässern,
  • Tieren

auf Übereinstimmung mit den gesetzlichen Anforderungen, um die Verbraucher vor gesundheitlichen Schäden oder Gefahren sowie vor Irreführung und Täuschung zu schützen

Aktuelle Untersuchungsergebnisse sind auf der Internetseite des LAV einsehbar.

Ansprechpartner

Landesamt für Verbraucherschutz schräg von rechts

Landesamt für Verbraucherschutz

Konrad-Zuse-Straße 11
66115 Saarbrücken

Saarland-Markenzeichen mit der Regierungswortmarke Landesamt für Verbraucherschutz