Thema: Naturschutz
| Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz | Naturschutz

Hervorragende Persönlichkeiten im Naturschutz werden geehrt

Umweltministerin Petra Berg überreicht Paul-Haffner-Naturschutzmedaille

Zum vierten Mal hat das Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz die Paul-Haffner-Naturschutzmedaille an verdiente Naturschützerinnen und Naturschützer im Saarland verliehen. Fünf Persönlichkeiten wurden in diesem Jahr von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Die mehr als 20 eingereichten Vorschläge kamen von Naturschutzverbänden, der Landesregierung, Gemeinden und Einzelpersonen.

„Es handelt sich bei den Preisträgerinnen und Preisträgern um Personen, die durch ihr jahrelanges, mitunter jahrzehntelanges Engagement Vorbildliches geschaffen haben. Das möchten wir würdigen und wertschätzen“, betont Umweltministerin Petra Berg. „Denn ohne die Unterstützung der zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer im Saarland wäre der Schutz der Flora und Fauna und ihrer Lebensräume undenkbar. Mit der Paul-Haffner-Naturschutzmedaille soll dieser Einsatz nicht unbeachtet bleiben. Nach dem Motto der Medaille ‚Vorbild soll Wirkung zeigen‘ möchten wir die Lust auf Verantwortung für unsere Natur wecken.“

Die Preisträgerinnen und Preisträger der Paul-Haffner-Naturschutzmedaille 2023:

Prof. Dr. Rüdiger Mues aus St. Ingbert, ehemaliger Schüler von Paul Haffner, ist bereits seit ihrer Gründung 1986 Mitglied der Delattinia (Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes) und hatte auch über viele Jahre den Vorsitz inne. Er hat einen herausragenden Beitrag zum Arten- und Naturschutz im Saarland geleistet. Auch nach seinem Ruhestand ist Prof. Dr. Mues im Naturschutz aktiv, erforscht und erfasst ehrenamtlich seit Jahrzehnten die saarländische Flora und Fauna. In zahlreichen Publikationen finden sich seine Forschungsergebnisse rund um Moose und Gefäßpflanzen. Prof. Dr. Mues war maßgeblich an der bryofloristischen Kartierung des Saarlandes beteiligt. Er ist ein fester Teil der Saarländischen Akademie für Artenkenntnis (SAKA), gibt sein Wissen in Kursen und Exkursionen weiter und betreut Flächen im Saarland, auf denen seltene Pflanzenarten wachsen, mit dem Ziel, diese zu erhalten und zu ihrer Vermehrung und stabilen Populationen beizutragen. Der Schwerpunkt von Prof. Dr. Mues liegt im Bliesgau, wo er als wissenschaftlicher Berater für botanische Fragestellungen mit den Verantwortlichen des Biosphärenreservats Bliesgau zusammenarbeitet.

Ulrich Leyhe aus Dillingen ist seit mehr als 30 Jahren aktiv im Naturschutz tätig und leitet seit rund 30 Jahren die Ortsgruppe des NABU Saarlouis/Dillingen. In zahlreichen Arten- und Renaturierungsprojekten hat er federführend die Weichen zur Schaffung von wertvollen Naturrefugien gestellt. Darunter sind kleinere Projekte wie das Ihnerbachtal, die Wadgasser Feuchtwiesen, der Campingplatz Hemmersdorf oder der Rehlinger Angelweiher. Ein herausragendes Großprojekt von Leyhe ist der Ökosee in Dillingen-Pachten. Durch viele kleinere und größere Maßnahmen wurde der See seit 2006 durch seine Ideen und seinen tatkräftigen Einsatz über Jahre sukzessive an verschiedenen Stellen verbessert. Leyhe ist zu verdanken, dass für zahlreiche Vögel, Insekten und Amphibien dieser Lebensraum geschaffen werden konnte. Auch die Umweltbildung spielt in seinem Wirken eine große Rolle. In Führungen am Ökosee vermittelt er Kindern und Erwachsenen die Bedeutung der Natur, die darin stattfindenden Prozesse und Achtsamkeit im Umgang mit Flora und Fauna.

Wega Kling aus Bildstock ist eine engagierte Naturschützerin und Artenkennerin mit viel Empathie für Mensch und Natur. 1990 war sie die erste hauptamtliche Angestellte des NABU Saarland. Neben ihrer Aufgabe als kaufmännische Geschäftsführerin brachte Kling in den frühen Jahren des NABU viele wichtige Naturschutzprojekte auf den Weg. Mitte 2008 ging sie in den Ruhestand, ist aber weiterhin als Naturschützerin unterwegs. Ihre Stärke ist die Beratung und Begleitung bei Projekten wie „Schwalben willkommen“. Ihr besonderes Interesse aber gilt den Insekten. Kling setzt sich für die Erhaltung von artenreichen und blühenden Wiesen ein, die wichtige Lebensräume und Nahrung für Insekten sind. Auch die Verbesserung der Biodiversität im urbanen Raum ist ihr ein Anliegen. Kling will alle Generationen mitnehmen und damit Naturschutz nachhaltig im Handeln der Menschen verankern. Sie setzt sich über ihre Ortsgruppe Friedrichsthal auch für die Einrichtung und Begleitung von Schulgärten ein und sieht immer wieder Möglichkeiten, wo noch ein Nistkasten oder eine Bruthilfe zur Ergänzung der schon bestehenden Angebote hinzukommen kann. Zudem setzt sich Kling für Amphibien ein, zählt diese, baut Zäune auf oder bringt Kröten sicher über die Straße.

Aloysius Staudt aus Schmelz hat im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten das Wissen über Verbreitung und Vorkommen wildlebender Tiere und Pflanzen im Saarland wie kaum ein anderer weiterentwickelt. Seine Kenntnisse erstrecken sich dabei über viele Artengruppen: von Höheren Pflanzen über diverse Insektengruppen, den Spinnentieren hin zu den Wirbeltieren. Schon in den 1980er Jahren hat Staudt mit der Erforschung der Flora von Schmelz einen ganz wesentlichen Beitrag zur Flora des Saarlandes geleistet. Aus dem gesamten Saarland und seiner Umgebung sind seine Beobachtungsdaten von Farn- und Blütenpflanzen in die floristische Kartierung eingeflossen. 1988 hat Staudt begonnen, sich intensiv mit Webspinnen zu beschäftigen. Das heutige Wissen über diese Gruppe mit 500 Arten und fast 50.000 Nachweisen im Saarland fußt nahezu vollständig auf der ehrenamtlichen Tätigkeit von Staudt. Allein bei sieben Organismengruppen (von 31 betrachteten) war er bei der Verfassung der letzten „Roten Liste und Gesamtartenliste“ als Autor beteiligt. Sein weitreichendes Wissen teilt er mit anderen – ob als Leiter zahlreicher Exkursionen für den Naturpark Saar-Hunsrück, für die Saarländische Akademie für Artenkenntnis (SAKA) oder als Mentor der an Arten Interessierten, die er bei seinen Geländeausflügen mitnimmt und betreut.

Bernd Stephan aus Oberthal ist seit acht Jahren Naturschutzbeauftragter in Gronig und engagiert sich seit mehr als 15 Jahren mit Herzblut für den Natur- und Umweltschutz. Er verbindet Naturschutz mit pädagogischem Anspruch, so beispielsweise beim Anlegen des Waldklassenzimmers im Orletal in Gronig. Das Gelände, das früher als Festplatz eines großen Dorffestes diente, ist heute komplett renaturiert und dient als Biotop der Artenvielfalt. Auf Stephans Betreiben wurde eine Blühwiese für Wildbienen angelegt, die Ausgangspunkt des neuen Wildbienenlehrpfades ist. Das Waldklassenzimmer wurde in die kommunale Bildungslandschaft Oberthal des Bildungsnetzwerks St. Wendeler Land aufgenommen. Stephan ist überzeugt, dass nachhaltiger Naturschutz nur gelingen kann, wenn er an die nächste Generation weitergegeben wird. Ein weiteres Herzensanliegen von Stephan sind Gewässerläufe, im Besonderen kümmert er sich um das Quellgebiet der Blies. Inspiriert durch die Arbeit im Wald erstellte er einen neuen Wanderweg (Sonnenweg), der auch in die offiziellen Wanderrouten in der Region aufgenommen wird. Stephan steht als Naturschutzbeauftragter Privatpersonen sowie der Gemeindeverwaltung mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um Fragen des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes geht. Sein Wissen über Pilze, heimische Vogelarten, Wildtiere, Baumarten oder über die Abläufe in der Natur teilt er in Wanderungen und Führungen.

Wer war Paul Haffner?

Paul Haffner (1905 bis 2001) hat Biologie, Chemie und Physik in Bonn, München und Münster studiert und war später 41 Jahre im Lehrerberuf an Schulen in Saarbrücken, Miesbach (Bayern) und Merzig tätig, nur unterbrochen durch die Zeit des Kriegs beziehungsweise der Kriegsgefangenschaft. Über Jahrzehnte war er mit seinem Wirken ein Musterbeispiel für den Einsatz für Natur- und Artenschutz in seiner Heimat. Mehr als 30 Neufunde von Pflanzenarten und die Ausweisung von Schutzgebieten, insbesondere in seiner Heimatstadt Merzig und Umgebung, gehen auf seinen beispiellosen Einsatz zurück. Bis ins hohe Alter hielt er Vorträge, begeisterte seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit den Geheimnissen der heimischen Pflanzenwelt. Seine Leistungen brachten ihm viel Ehre ein. 1974 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. 1984 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität des Saarlandes die Ehrendoktorwürde für sein wissenschaftliches Gesamtwerk. 1980 erlebte er einen Moment, der ihn besonders stolz machte: Aus der Hand von Loki Schmidt erhielt er die „Silberpflanze“ der Loki-Schmidt-Stiftung für sein Naturschutzengagement.

Medienansprechpartner

Matthias Weber

Matthias Weber
Pressesprecher

Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken

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