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Artenschutz im Saarland – Umweltministerium stellt Bände der Roten Liste und Broschüre für einen artenreichen Garten vor

Die Roten Listen dokumentieren in regelmäßigen Abständen Verbesserungen, aber zum Teil auch Verschlechterungen der Bestandsentwicklung von Arten. Im Saarland sind noch etwa zwei Drittel der Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nicht gefährdet.

Das belegen die aktuellen Roten Listen, die in Zusammenarbeit zwischen DELATTINIA – Naturforschenden Gesellschaft des Saarlandes e. V. – und dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erstellt werden.

„Es wird wieder einmal deutlich, wie viele Faktoren sich auf die Artenvielfalt auswirken“, so Umweltminister Reinhold Jost. „Einige Fisch- und Pflanzenarten profitieren beispielsweise von der gestiegenen Gewässerqualität, manche Flechten- und Moosarten von weniger Schwefeldioxid in der Luft.“ Erheblich verschlechtert hat sich die Situation für Arten, die unter intensiver Landnutzung leiden, wie viele Insektenarten und Wiesenpflanzen. Auf fast 1000 Seiten listet die aktuelle Ausgabe der Roten Liste für das Saarland mehr als 11.000 Tier-, Pflanzen und Pilzarten auf.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Der Klimawandel hat einen zunehmenden und jetzt bereits großen Einfluss auf den Artenwandel.
  • Im Lebensraum „Wald“ ist die Anzahl gefährdeter Arten am geringsten. Auch die Situation in den Fließgewässern ist noch vergleichsweise positiv. Dort gibt es bei den Bewertungen mehr Verbesserungen als Verschlechterungen (-> siehe Libellen), was auch auf die zunehmende Verbesserung der Gewässerstrukturen zurück zu führen ist.
  • Es gibt viele Indizien dafür, dass aufgrund der im Saarland vorkommenden Arten (-> bei uns häufig, im Bundesgebiet stark gefährdet) die Habitat-Qualitäten in einigen Landschaftsräumen im Vergleich zum Bundesgebiet noch gut bis sehr gut sind (bestes Beispiel: der Bliesgau).
  • Der negative Einfluss von eingewanderten, gebietsfremden Arten, sog. Neobiota, ist an vielen Stellen erkennbar. So sind etwa aufgrund der zunehmenden Verbreitung der aus Amerika stammenden Flusskrebsarten (Kamberkrebs, Signalkrebs…) der Steinkrebs und der Europäische Edelkrebs akut vom Aussterben bedroht.
  • Am stärksten gefährdet sind Arten, die an Agrarbiotope aus überkommenen landwirtschaftlichen Nutzungsformen (Grenzertragsstandorte) oder aber an sensible Extrembiotope gebunden sind. Zahlreiche gefährdete bis vom Aussterben bedrohte Arten sind stickstofffliehend. In dem Zusammenhang ist der flächige Stickstoffeintrag in die Landschaft als ein großes Problem zu nennen.
  • Bei allen Artengruppen, die auf eine intakte agrarisch genutzte Kulturlandschaft angewiesen sind, gab es in den letzten 30 Jahren nachweislich Verschlechterungen bei den Rote-Liste-Bewertungen. Die Gesamtsituation im Saarland ist – im Vergleich zu vielen anderen Regionen Deutschlands noch gut, die Situation hat sich aber auch im Saarland merklich verschlechtert. Bei den Untersuchungen zur Gefährdung etwa von Ackerwildkräutern konnte allerdings auch belegt werden, dass die Äcker, die biologisch bewirtschaftet werden, tendenziell eine bessere Artenausstattung vorweisen als konventionell bewirtschaftete. Und hier ist das Saarland mit Blick auf den Anteil des Ökolandbaus (aktuell werden rund 20% der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet) bundesweit Vorreiter.
  • Ein eindeutig negativer Trend ist in den Siedlungen zu erkennen. Aufgrund des Verlustes von naturnahen Habitat-Strukturen (unverfugte Mauern, hoher Versiegelungsgrad, Fehlen von Brutplätzen für Gebäudebrüter etc.) fehlen großenteils die ehemals typische Flora und Fauna der Dörfer und Städte. Das wird auch durch die Ergebnisse der Roten Liste der Vögel bestätigt. Bei mehr als 50 % der Siedlungsarten konnte eine Verschlechterung der Gefährdungssituation belegt werden. Das gilt v.a. auch für ehemals noch häufige Arten wie Mehl- und Rauchschwalbe, Mauersegler, Haussperling, Stieglitz, Grünling und Bluthänfling. Dieser negative Trend ist bundesweit zu beobachten.

Das Umweltministerium hat in den vergangenen Jahren bereits eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten initiiert, die einem Artenschwund entgegenwirken sollen. „Wir haben 2017 gemeinsam mit Verbänden und Organisationen eine Biodiversitätsstrategie erarbeitet, die zum Ziel hat, unseren Artenreichtum auch für die Zukunft zu bewahren. Sie ist ebenso wie das 2019 von uns angestoßene Aktionsprogramm Insektenschutz Saarland als Arbeitsgrundlage zu verstehen, auf der wir im Zusammenspiel mit den Naturschutzverbänden aufbauen werden“, so Minister Jost.

Ein weiterer Baustein zur Verbesserung der Artenvielfalt ist die neue Broschüre „Biene, Benjes, Biotope“- 10 Chancen für mehr Artenvielfalt im Garten. Als kleiner Leitfaden gibt sie Gartenbesitzern an die Hand, wie sie mit einfachen Mitteln und sogar auf kleinsten Flächen etwas für die Artenvielfalt in ihren Gärten tun können. „Jeder Gartentyp, vom Rasenklassiker bis zum Schottergarten, kann für die Artenvielfalt Chancen bieten“, sagt Jost. „Die Möglichkeiten reichen von altbekannten Klassikern wie zum Beispiel weniger und anders mähen bis hin zu noch nicht so verbreiteten Tipps wie Sandarien, aber auch recht neue Konzepte wie Moosgärten oder artenreiche botanische Kleinode.“

In der Broschüre sind unzählige einfache und leicht verständliche Praxistipps von den Experten des Ministeriums, des Zentrums für Biodokumentation und der Verbände NABU, BUND, Imkerverband und Gartenbauverband angeboten, die funktionieren. Eine besondere Note geben die liebevollen Zeichnungen von Heidemarie Traut. Das Werk dient auch als Baustein, um die Saarländische Biodiversitätsstrategie im Siedlungsraum voranzubringen.

 Die Broschüre ist als Download und zur Bestellung auf unserer Internetseite erhältlich.

Weitere Informationen zu der Roten Liste finden Sie hier