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Handlungsfeld Digitalisierung

Durch den Einsatz digitaler Medien im Bereich der Infrastruktur, der Fahrzeugkommunikation und als Schnittstelle zu bestehenden oder potenziellen Kunden kann die Digitalisierung einen weitreichenden Beitrag zur Verbesserung des ÖPNV leisten.

Strategie zur Datenbereitstellung und Datenorganisation

Eine wesentliche Grundlage für die Nutzbarkeit digitaler Medien ist das Vorhandensein geeigneter Daten. Die große Herausforderung dabei ist, die in unterschiedlichen Kontexten entstehenden und bereits vorhandenen Daten zentral zu sammeln und zum anderen für die jeweiligen Nutzungszwecke so aufzubereiten, dass nutzbare Informationen entstehen. Daher trifft das Saarland im Rahmen der Aufstellung des VEP ÖPNV die strategischen Vorbereitungen, um eine fundierte und landesweit einheitliche Grundlage für ÖPNV-Daten zu schaffen.

Open-Data-Strategie

Das Saarland strebt an, dass sämtliche für den ÖPNV-Betrieb relevanten Daten, die keine Rückschlüsse auf geschäftliche Prozesse zulassen, jedem im Rahmen einer Open-Data-Lizenz zugänglich werden. Hierzu gehören insbesondere Daten zu:

  • Fahrplänen
  • Tarifen
  • Echtzeitverkehrslage (Verspätungen, Fahrtenausfälle)
  • Stationen in Form eines Stationskatasters
  • Echtzeitinformationen zur Verfügbarkeit von technischen Ausstattungen an Stationen und Haltestellen

Echtzeitdaten sollen zwischen Servern und Softwareprogrammen kompatibel sein. Dies erfordert entsprechende Schnittstellen in der Programmierung (kurz: API-Schnittstelle). Die Schnittstellen sind zu dokumentieren, damit interessierte Entwickler auf die darüber verfügbaren Daten zugreifen können. Statistische Daten, die keiner permanenten Veränderung unterliegen (etwa Sollfahrplandaten) sollen in gängigen Dateiformaten zum Download bereitgestellt werden.

Kommunale Aufgabenträger sind angehalten, im Rahmen ihrer Verkehrsverträge und Nahverkehrspläne die Datenlieferung der auf den kommunalen Linien verkehrenden Verkehrsunternehmen sicherzustellen, um perspektivisch landesweit einen einheitlichen Datenumfang und eine hohe Datenqualität sicherzustellen. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr strebt an, hierzu Vereinbarungen mit den jeweiligen kommunalen Aufgabenträgern zu schließen, die im Weiteren die Umsetzung mit ihren Verkehrsunternehmen vor Ort regeln.

Vollständige Informationserfassung

Um weitreichende und ausführliche Daten zur Verfügung zu stellen, muss eine Vielzahl von Daten gesammelt werden, die in unterschiedlichen Zuständigkeiten erhoben werden müssen. So liegen Daten über Verspätungen und eingesetzte Fahrzeuge den Verkehrsunternehmen vor, Daten über den Zustand von Aufzügen und Rolltreppen den Infrastrukturbetreibern sowie Daten zu Park-and-Ride-Anlagen den Kommunen.

Es ist vorgesehen, dass eine Erfassung und ein Nutzungsrecht der für Planungs- und Informationszwecke relevanten Daten künftig als Bestandteil von Verkehrsverträgen festgeschrieben werden. Ebenso soll die Datenbereitstellung von anderen Akteuren u. a. künftig Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Förderprogrammen des Saarlandes werden.

Kontinuierliche Aktualität der Daten

Durch Festschreibung der Datenbereitstellung in Verkehrsverträgen, in Nahverkehrsplänen und als Grundlage für die Inanspruchnahme von Förderprogrammen (z. B. beim Haltestellenausbau) wird im Saarland eine kontinuierliche Aktualität der Daten sichergestellt.

Strategie zur Entwicklung der digitalen Fahrgastinformation

Fahrgastinformationen sind sowohl vor der Reise als auch während der Reise ein wesentliches Instrument, um Nutzungsbarrieren im ÖPNV abzubauen. Vor der Reise gilt es, Informationen zum ÖPNV-Angebot offensiv zu kommunizieren. Dabei sind auch insbesondere Medien zu nutzen, die nicht nur ÖPNV-Nutzern bekannt sind, sondern auch von Nichtnutzern oder Gelegenheitskunden für ihre Reiseplanungen – unabhängig des geplanten Verkehrsmittels – eingesetzt werden. Hierüber kann auch Nichtnutzern die Qualität des ÖPNV für ihre Wege offensiv vermittelt werden. Insbesondere wenn die Reisezeiten mit verschiedenen Verkehrsmitteln im Vergleich angezeigt werden, wird auf einigen Verbindungen die gute Verbindungsqualität des ÖPNV sichtbar. Besonders vorteilhaft wird dieser Vergleich, wenn sowohl für den Straßenverkehr als auch für den ÖPNV Echtzeitinformationen zur Verkehrslage zur Verfügung stehen. Kommt es auf der Straße zu Staus, erreichen SPNVVerbindungen oft noch konkurrenzfähigere Fahrzeiten.

Auch im Hinblick auf eine hohe Zuverlässigkeit des ÖPNV werden digitale Fahrgastinformationen einen zunehmend wichtigen Beitrag leisten: So lassen sich Störungen und Verzögerungen auch zukünftig nicht vollständig vermeiden. Durch den Einsatz digitaler Fahrgastinformationen mit Echtzeitinformationen lassen sich jedoch die Auswirkungen auf die individuellen Reiseketten der Nutzenden möglichst reduzieren. Eine digitale Fahrgastinformation mit flächendeckenden Echtzeitinformationen stellt hierfür das Rückgrat dar: So können Störungen durch alternative Reisewege umfahren und dabei oft die zeitlichen Auswirkungen gegenüber der Beibehaltung der ursprünglich geplanten Route minimiert werden.

Die digitale Fahrgastinformation wird aus diesem Grund zukünftig deutlich ausgebaut und auch auf Medien ausgeweitet, die auch von Nichtnutzern genutzt werden. Zudem wird die nahtlose Versorgung mit Echtzeitdaten für die Fahrplanauskunft sichergestellt.

Maßnahmensteckbriefe

Maßnahmensteckbriefe Handlungsfeld Digitalisierung (PDF, 295KB, Datei ist nicht barrierefrei)