Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz | Ernährung

Einleitung

Ernährung ist eine Kulturtechnik, die erlernt werden muss. Das angeborene Essverhalten ist auf das Überleben in einer von Nahrungsmittelmangel geprägte Umwelt spezialisiert. Die Lebensbedingungen haben sich in den Industrieländern grundlegend geändert: Nahrung steht in beliebigen Ausprägungen und Mengen zur Verfügung, die Kopplung von Energie­verbrauch (unter anderem Nahrungsbeschaffung) und Energiezufuhr (Nahrungsverzehr) ist weitestgehend aufgelöst. Im Laufe der Evolution bewährte Verhaltensweisen – so viel essen wie möglich, nur so viel bewegen, wie nötig – bereiten heute große Probleme: Der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland führt mehr Energie zu, als er verbraucht, was zu Übergewicht und Adipositas und den damit verbundenen Folgekrankhei­ten führt. Auch bei Kindern und Jugendlichen hat die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas Ausmaße angenommen, die eine Intervention notwendig machen (Ernährungssituation). Ernährungs- und Bewegungsverhalten werden in der Kindheit entscheidend beeinflusst. Hier gilt der Spruch: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Das Bild zeigt mehrere Schülerinnen beim Zubereiten von Speisen Aktionstag LMW 2023
Foto: Vera Licher

Schule und Kita sind geeignete Orte zur Erlernung der Kulturtechnik Ernährung. Das Wissen über Nahrungsmittel und der Umgang mit Nahrungsmitteln kann vermittelt und gemeinsames Essen erlebt werden. Nachweislich orientieren sich Kinder zunehmend bereits ab dem Vorschulalter an Vorbildern aus ihrem sozialen Umfeld (Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer) und Gleichaltrigen (peer group). In der Schule werden auch die Kinder erreicht, die aufgrund ihrer sozialen Lage üblicherweise gesundheitlich benachteiligt sind und durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung nicht er­reicht werden. Habitualisierungen im Kindesalter entwickeln sich zu Überzeugungen und Einstellungen im Jugend- und Erwachsenenalter. Es ist deshalb wichtig, schon früh die Viel­falt an Nahrungsmitteln und Geschmäckern kennenzulernen und Essverhalten einzuüben, das die Gesundheit fördert oder ihr zumindest nicht schadet. Zahlreiche Studien zeigen, dass eine dauerhafte Ernährungsumstellung bei Erwachsenen nur in Ausnah­mefällen möglich ist. Wenn Übergewicht und Adipositas auf lange Sicht wirksam reduziert werden sollen, muss bei den zukünftigen Erwachsenen, den Kindern, mit Prävention und beziehungsweise durch Bildung begonnen werden.