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Für einen besseren Starkregenschutz im Saarland

Umweltministerin Berg stellt neue Gefahrenkarten vor

Eine Frau und ein Mann, die in einem Podium sprechen LPK Extrem-Gefahrenkarten
Ministerin Petra Berg (l.) und Prof. Dr. Alpaslan Yörük (r.) von der htw saar bei der Vorstellung der Extrem-Gefahrenkarte im Rahmen der Landespressekonferenz am 8. April 2025 Foto: Daniel Bittner

Umweltministerin Petra Berg hat am 8. April gemeinsam mit Prof. Dr. Alpaslan Yörük von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) neue Gefahrenkarten und Modellierungen für Starkregenereignisse vorgestellt. Diese zeigen u.a. erstmals, welche Gebiete in einem „Worst Case“-Szenario betroffen wären, wie hoch die Überflutung ausfallen könnte und welche Verkehrs-, Zugangs- und Rettungswege aufgrund hoher Fließgeschwindigkeiten oder großer Wassertiefen riskant oder sogar nicht passierbar wären.

„Das Pfingsthochwasser 2024 jährt sich im nächsten Monat zum ersten Mal. Es hat uns allen vor Augen geführt, dass wir jederzeit mit extremen Hochwasser- und Starkregenereignissen rechnen müssen“, sagt Berg. „Und weil wir um diese Gefahren wissen, arbeiten wir als Landesregierung daran, uns für künftige Starkregen- und Hochwasserereignisse zu rüsten.“

Daher hat das Umweltministerium im Rahmen des Forschungsprojekts „Starkregen- und Erosionsgefahrenkarten des Saarlandes“ Karten für extreme Starkregenereignisse durch Prof. Dr. Alpaslan Yörük und sein Team von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar erstellen lassen.

 Diese Karten stellen eine Brücke zwischen Vorsorge und Gefahrenabwehr dar. Sie zeigen Überflutungsflächen von Starkregen mit Wassertiefen, Fließwege mit Richtungen und Geschwindigkeiten sowie Überflutungsflächen an den Flüssen Blies, Prims und Saar bei extremem Flusshochwasser. Die Berechnungen basieren auf einem zweidimensionalen Oberflächenabflussmodell und einem 3D-Geländemodell. Für Starkregen wurden ein 100-jährliches Ereignis mit 39,6 bis 44,2 Millimeter Regen pro Stunde und ein Extremereignis mit 200 Millimeter Regen pro Stunde betrachtet. Im Vergleich: Beim saarländischen Pfingsthochwasser 2024 wurden 113 Millimeter in 24 Stunden gemessen.

An den Flüssen Blies, Prims und Saar sind bei extremen Hochwasserereignissen größere Überflutungen zu erwarten als bei Starkregen. Diese Flüsse wurden daher nicht in das Starkregenmodell integriert. Die Extrem-Starkregengefahrenkarte zeigt jedoch an diesen Flüssen Überflutungen durch extremes Flusshochwasser, um auf den „Worst Case“ vorzubereiten.

Die neuen Gefahrenbewertungskarten ergänzen die Starkregengefahrenkarten, indem sie Überflutungstiefen und Fließgeschwindigkeiten kombinieren. Selbst niedrige Wasserstände können bei hoher Fließgeschwindigkeit gefährlich sein. Erstellt hat diese Gefahrenbewertungskarten das Team des Geodatenzentrums mit Unterstützung der htw-Forschergruppe.

Die Gefahrenklassen reichen von 0 für gering bis 3 für sehr hoch. Sie bewerten das Risiko für Menschen, Fahrzeuge und Gebäude. Die Karten zeigen, wie sich Wasser bei extremen Starkregenereignissen auf der Geländeoberfläche verteilt, welche Orte bei extremem Starkregen unzugänglich werden und welche Fluchtwege zu meiden sind. Auf diese Weise verbinden sie Vorsorge und Katastrophenschutz.

Darüber hinaus machen die Karten Zusammenhänge über kommunale Grenzen hinaus sichtbar und fördern so die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg. Sie bieten eine Grundlage für eine bessere Vorsorge und schnellere Reaktionen bei großflächigen Extremereignissen.

In einem nächsten Schritt wird das Team um Prof. Dr. Yörük eine landesweite Erosionsgefahrenkarte erstellen. Diese wird zeigen, wo Starkregen Boden erodiert, wie das Material transportiert wird und wo es sich ablagert. Die Ergebnisse helfen, Maßnahmen gegen Erosion zu planen, den Eintrag von Sedimenten in Siedlungen oder Gewässer zu verhindern und Schwerpunkte für die Beseitigung von Erosionsfolgen zu identifizieren.

Außerdem wird das im Rahmen dieses Forschungsprojektes entwickelte Modell zum Oberflächenabfluss in das Projekt „Klimagefahrenabwehrsystem Blies“, kurz KliGAS, integriert, in dem es letztlich darum geht, ein landesweites Frühwarnsystem zu entwickeln. Während die Starkregengefahrenkarten Risikobereiche, also das „Wo?“, aufzeigen, soll KliGAS nach Abschluss der dritten Projektphase ein landesweites Frühwarnsystem bieten, das auch die Fragen „Was?“, also die Auswirkungen konkreter prognostizierter Starkregenereignisse, und das „Wann?“, also den Zeitpunkt, beantwortet.

„Die nun vorliegenden Karten machen konkret sichtbar, dass Starkregen uns alle betreffen kann, auch diejenigen, die fernab von Flüssen leben. Sie sind ein aktives Instrument, um die Bevölkerung zu schützen und solche Schutzmaßnahmen frühzeitig zu planen“, ergänzt die Ministerin. „Darüber hinaus sind wir mit den vorliegenden Karten und den derzeit laufenden Arbeiten zum saarlandweiten Frühwarnsystem dabei, den Hochwasser- und Starkregenschutz im Saarland auf eine neue Ebene zu heben. Ergänzend zu diesen schon länger in Planung befindlichen Maßnahmen kommen noch die Punkte aus unserem Zukunftsplan Hochwasserschutz hinzu, die wir im vergangenen Jahr als direkte Konsequenz von Pfingsten in die Wege geleitet haben.“

Die Extrem-Starkregengefahrenkarten und Gefahrenbewertungskarten sind hier im Geoportal des Landes abrufbar.

Medienansprechpartner

Matthias Weber

Matthias Weber
Pressesprecher

Keplerstraße 18
66117 Saarbrücken

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