Thema: Zuständige Stellen für Ausbildungsberufe
| Ministerium für Bildung und Kultur | Bildung

Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft

Umwelttechnik

Berufsbeschreibung

Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sorgen dafür, dass Abfälle korrekt entsorgt und verwertet werden. Sie organisieren das Sammeln und Sortieren von Müll, führen ihn der Wiederverwertung zu oder entsorgen ihn umweltschonend.

Einsammeln: Container für alle (Ab)Fälle
Wohin mit dem Abfall? Vom Privatmann, der seinen alltäglichen Hausmüll loswerden will, bis zum Industrieunternehmen, das Chemieabfälle beseitigen muss: Alle brauchen sie eine zuverlässige Abfallentsorgung. Ob es darum geht, Glas- oder Altkleidercontainer an der Straßenecke eines neuen Wohngebietes aufzustellen oder Abfälle mit den geeigneten Fahrzeugen zur Entsorgung abzuholen: Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft mit dem Schwerpunkt Logistik, Sammlung und Vertrieb kümmern sich darum. Auch die Touren für die Müllfahrzeugflotte stellen sie zusammen. Außerdem beraten sie Kunden in Fragen der Abfalltrennung und Entsorgung. Wenn nötig, sehen sie sich Problemmüll beim Kunden selbst an und entscheiden, wie dieser entsorgt werden muss: Welcher Behälter soll für den Transport verwendet werden? Schreibt die Gefahrgutverordnung einen Spezialcontainer vor? Chemikalien, Farben, Batterien oder Öl dürfen zum Beispiel nicht in den Hausmüll gelangen, sondern müssen als Sondermüll entsorgt werden. Bestimmte Stoffe dürfen nicht zusammen transportiert werden, weil sie sich zu gefährlichen Mixturen verbinden könnten. Die Fachkräfte stellen jeweils die passenden Transportmittel zur Verfügung und sorgen dafür, dass alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.

Wiederverwertung: Aus Alt mach Neu
Milliarden Tonnen an Abfall müssen jährlich entsorgt werden. Manches davon kann recycelt, also wiederverwertet werden. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft wissen, welche Abfälle das sind und sortieren sie aus: Papier und Karton, Glas, Kunststoff, Metall und Holz. Recycling ist ihr Spezialgebiet, wenn sie im Schwerpunkt Abfallverwertung und -behandlung arbeiten. Meist erkennen sie mit bloßem Auge, welche Abfälle wiederverwertet werden können. Wenn nötig, verschaffen sie sich durch einen Test im Betriebslabor endgültige Klarheit. Doch ob Kupferdrähte aus Elektrogeräten, Kunststoffartikel, Weißblech, Altglas oder Altpapier - bevor diese Stoffe wiederverwertet werden können, müssen sie sorgfältig von anderen Abfällen getrennt werden. Über ein Förderband läuft der Müll durch eine Sortieranlage, die die Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft steuern und überwachen. Wenn irgendwo ein Fehler auftritt, kümmern sie sich sofort darum, dass er beseitigt wird.

Entsorgung: Ab in den Müll
Und was geschieht, nachdem die Abfälle sortiert und maschinell zerkleinert wurden? Was wird aus dem restlichen Müll, der nicht wiederverwertet werden kann? Hier greifen Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft im Schwerpunkt Abfallbeseitigung und -behandlung ein: Unbedenklicher Müll wandert in die Verbrennungsanlage, Biomüll verrottet in einem speziellen Verfahren zu Humus, und Sondermüll wird auf eine Deponie oder in eine Verbrennungsanlage gebracht. Besondere Sorgfalt lassen sie beim Umgang mit Sondermüll walten. Sie kennen die gesetzlichen Vorschriften genau und wissen, welcher Abfall wie gekennzeichnet werden muss. Auch die verschiedenen Entsorgungsmöglichkeiten kennen sie. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft wissen beispielsweise, welche Schadstoffe sich unter Umständen im Boden unter einer ehemaligen Tankstelle abgelagert haben, und sorgen dafür, dass die Erde entsprechend untersucht und entsorgt wird. Weil Deponien und Müllverbrennungsanlagen Grenzwerte einhalten müssen und deshalb von vielen Schadstoffen nur bestimmte Mengen aufnehmen dürfen, gilt es oft, Anlagen zu suchen, die noch Platz für die jeweiligen Abfälle haben. Auf der Deponie herrschen teils intensive Gerüche, an die man sich gewöhnen muss. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft kontrollieren auch das austretende Sickerwasser auf Sondermülldeponien, sammeln es und untersuchen es mit besonderen Messgeräten im Labor. Wenn nötig, bereiten sie es auf, denn Schadstoffe dürfen nicht in die Umwelt gelangen.

Anforderungen

Grundsätzlich wird - wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen - keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben.

Die Betriebe stellen überwiegend angehende Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft mit einem mittleren Bildungsabschluss ein. Eine Starthilfe zum Ausbildungszugang bietet die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ).

Dauer und Form der Ausbildung

Die Ausbildung dauert 3 Jahre.

Verkürzung der Ausbildungszeit
Die zuständige Stelle hat auf gemeinsamen Antrag von Auszubildenden und Ausbildenden die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Die Verkürzungsdauer ist unterschiedlich und hängt von der Vorbildung ab. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit beziehen (Teilzeitberufsausbildung).
Die Landesregierungen können über die Anrechnung von Bildungsgängen berufsbildender Schulen oder einer Berufsausbildung in sonstigen Einrichtungen bestimmen. Voraussetzung ist ein gemeinsamer Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden an die zuständige Stelle.
Auszubildende können nach Anhörung der Ausbildenden und der Berufsschule vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden, wenn ihre Leistungen dies rechtfertigen. Die Verkürzungsdauer beträgt meist 6 Monate.
Gegebenenfalls ist eine Verkürzung der Ausbildungsdauer für Auszubildende möglich, die eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) erfolgreich abgeschlossen haben.

Verlängerung der Ausbildungszeit
In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle die Ausbildungszeit verlängern, wenn dies erforderlich ist.

Ausbildungsform
Beim Ausbildungsberuf Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft handelt es sich um eine duale Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule stattfindet. Der Beruf wird im öffentlichen Dienst sowie in der Industrie ausgebildet. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr erfolgt eine Vertiefung in einem der Schwerpunkte Logistik, Sammlung und Vertrieb, Abfallverwertung und -behandlung oder Abfallbeseitigung und -behandlung.

Er ist eng verwandt mit den anderen umwelttechnischen Ausbildungsberufen Fachkraft für Wasserversorgungstechnik, Fachkraft für Abwassertechnik und Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Während der Ausbildung werden den Auszubildenden in allen vier Berufen über einen Zeitraum von 15 Monaten gemeinsame Kernqualifikationen vermittelt.

Hinweis: Teilnehmer/innen einer betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQ) absolvieren ein Betriebspraktikum mit einer Dauer von 6 bis 12 Monaten. Unter bestimmten Bedingungen (zum Beispiel Berufsschulpflicht) und je nach Bundesland wird das Praktikum durch Unterricht in der Berufsschule ergänzt.

Die Berufsschule der Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ist die Staatliche Berufsschule, Friedrich-Ebert-Straße 14 in 89415 Lauingen

Inhalte der Ausbildung

In den ersten 15 Monaten lernen die Auszubildenden im Ausbildungsbetrieb beispielsweise:
welche Methoden des Messens, Steuerns und Regelns es gibt, wie betriebsspezifische Geräte aufgebaut sind und wie sie funktionieren
welche Möglichkeiten es gibt, Umweltbelastungen durch Anlagen und Techniken zu minimieren oder zu vermeiden
wie man technische Unterlagen, zum Beispiel Pläne liest und Skizzen anfertigt
wie man die eigene Arbeit kundenorientiert durchführt
wie man Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Gefahren durch Strom ergreift und veranlasst
wie man Stoffgemische berechnet, herstellt und trennt
wie man Werk- und Hilfsstoffe unter Berücksichtigung ihrer Eigenschaften und Verwendbarkeit auswählt und einsetzt
wie man Hebezeuge und Transporteinrichtungen bedient

Im zweiten Teil ihrer betrieblichen Ausbildung lernen die Auszubildenden unter anderem:
welche Anlagentechniken es gibt, wie Anlageteile kombiniert werden
welche Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und zum Arbeitsschutz bei der Sammlung, Beförderung und Behandlung von Abfällen, Gefahrstoffen und Sonderabfällen anzuwenden sind
wie man Gespräche und Verhandlungen kundenorientiert führt und Möglichkeiten zur Kundenbindung nutzt
wie man Abfälle nach Eigenschaften unterscheidet und zuordnet
wie Geräte, Apparate und Anlagen zu bedienen sind, wie man sie überwacht und wartet
wie man den Einsatz von Fahrzeugen, Personal und Behältern disponiert
welche Anforderungen es für wieder verwendbare, zu verwertende und abzugebende Abfälle und Materialien gibt und wie man Qualitätskontrollen durchführt
was Angebot und Nachfrage bedeuten
wie man betriebsspezifische Programme für die Kreislauf- und Abfallwirtschaft anwendet
wie man rechtliche Regelungen und fachbezogene technische Regelwerke anwendet

Darüber hinaus beschäftigen sich die Auszubildenden je nach Schwerpunkt mit folgenden Lernzielen:
Im Schwerpunkt Logistik, Sammlung und Vertrieb
wie man Straßenverkehrsrecht und Güterverkehrsrecht für das Sammeln und den Transport von Abfällen anwendet
wie man Aufwendungen für Leistungen festhält, Kosten ermittelt und Leistungen kalkuliert
wie man stationäre und mobile Sammelstellen betreibt und Schadstoffsammlungen durchführt
Im Schwerpunkt Abfallverwertung und -behandlung
wie man Probenahme, Probenvorbereitung, Probenahmeprotokoll und Güterüberwachung durchführt
wie man Fehlfunktionen von Aggregaten, Maschinen und Geräten sowie Betriebsstörungen erkennt und deren Beseitigung einleitet
welches die Grundoperationen der Aufbereitung, Verwertung und Behandlung sind
Im Schwerpunkt Abfallbeseitigung und -behandlung
wie man Abfälle zur Beseitigung getrennt erfasst, zwischenlagert und für die Beseitigung bereitstellt
wie man Prozesse der Behandlung und Beseitigung steuert, regelt und überwacht
welche Methoden und Verfahrensschritte es für die Behandlung und Beseitigung von Abfällen gibt

Außerdem wird den Auszubildenden zum Beispiel vermittelt:
welche gegenseitigen Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag entstehen
wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist
wie die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften angewendet werden
wie Umweltschutzmaßnahmen beachtet und angewendet werden
wie man Möglichkeiten der wirtschaftlichen und umweltschonenden Energie- und Materialverwendung nutzt

In der Berufsschule sind folgende Lernfelder Gegenstand des theoretischen Unterrichts:
Planen eines Umweltkonzeptes
Umgehen mit Mikroorganismen
Umweltchemikalien einsetzen
Rohrleitungssysteme betreiben
Untersuchen von Wasser- und Abfallinhaltsstoffen
Maschinen und Einrichtungen bedienen und instand halten
Abfälle sammeln und transportieren
Abfälle chemisch und mechanisch behandeln
Abfälle biologisch behandeln
Abfälle disponieren
Abfälle untersuchen
Abfälle aufbereiten
Abfälle beseitigen

Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Der erfolgreiche Einstieg in den Beruf ist erst der Anfang: Eine Voraussetzung für den beruflichen Erfolg ist es, fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und das eigene Fachwissen laufend zu ergänzen, zu vertiefen und an neue Entwicklungen anzupassen. Andere Perspektiven im Berufsleben können sein, sich zu spezialisieren, beruflich voranzukommen oder sich selbstständig zu machen.

Wer internationale Erfahrungen sammeln und im Ausland arbeiten möchte, kann seine Fremdsprachenkenntnisse ausbauen und internationale Qualifikationen erwerben.

Qualifizierung und Spezialisierung
Weiterentwicklungen im Bereich Abfallbehandlung und Entsorgungsverfahren sind Herausforderungen, denen sich Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft immer wieder neu stellen müssen.

Das Themenspektrum für eine fachliche Anpassungsweiterbildung ist breit und reicht von Abfallwirtschaft/Entsorgung über Recycling, Wiederverwertung bis zu Sondermüll, Altlasten, Deponien und Bodenschutz. Auch wenn sich Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft auf Einsatzgebiete spezialisieren möchten, finden sie in Bereichen wie Logistik, Sammlung und Vertrieb, Abfallbeseitigung und -behandlung sowie Abfallverwertung entsprechende Angebote.

Aufstieg und Studium
Wer sich das Ziel gesetzt hat, beruflich voranzukommen, kann ebenso aus einer Palette an Angeboten zur Aufstiegsweiterbildung auswählen. Naheliegend ist es, die Prüfung als Meister/-in für Kreislauf- und Abfallwirtschaft und Städtereinigung oder als Techniker/-in der Fachrichtungen Abfalltechnik oder Umweltschutztechnik abzulegen. Auf Leitungs- und Spezialfunktionen, zum Beispiel auf der mittleren Führungsebene, bereiten auch andere Weiterbildungen vor, wie beispielsweise Umweltschutzfachwirt/-in.

Teilweise werden Vorbereitungslehrgänge auf Weiterbildungsprüfungen auch in Form von E-Learning/Blended Learning angeboten. Hier lernen die Teilnehmer/innen jedoch nicht ausschließlich alleine am Computer. Während des Lehrgangs stehen sie in der Regel in Kontakt mit einem Dozenten, der für inhaltliche und technische Fragen zur Verfügung steht.

Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, die eine schulische Hochschulzugangsberechtigung besitzen, können studieren und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Bereich Umweltschutz, Umwelttechnik oder Verfahrenstechnik erwerben. Unter bestimmten Voraussetzungen ist übrigens auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung ein Studium möglich. Vorausgesetzt werden je nach Bundesland verschiedene berufliche Qualifikationen. In vielen Bundesländern ermöglicht auch eine abgeschlossene Berufsausbildung in Verbindung mit mehrjähriger Berufserfahrung den Zugang zum Studium.