Thema: Industriekultur und Denkmalpflege
Ministerium für Bildung und Kultur | Industriekultur

Prioritärer Bergbau-Denkmalstandort Luisenthal

Nachdem 1897 auf dem rechten Saarufer im Alsbachtal und 1898 auf dem linken Saarufer beim Ortsteil Stangenmühle zwei Tiefbohrungen niedergebracht worden waren, die ergiebige Fettkohlenflöze aufgeschlossen hatten, wurde am 13.02.1899 mit dem Abteufen des Luisenthaler Schachtes begonnen. 1904 wurde dieser nach dem Bergrat Richard Althans in Richardschacht umbenannt. Muttergrube der neuen Schachtanlage war die preußische Staatsgrube Gerhard mit den Förderstandorten Josephaschacht, Albertschacht und Viktoria-Schachtanlage. Am 01.04.1899 wurde der Clarenthalschacht abgeteuft. Neben dem bestehenden Schacht vom 01.04.1905 wurde in Klarental zur besseren Versorgung mit Frischwettern ein weiterer Wetterschacht abgeteuft. Die Clarenthalschächte I und II erhielten 1907 die neuen Namen Delbrückschacht I und II. Am 27.05.1910 wurde der Ostschacht (ab 1920 Calmelet-Schacht und später Klarenthalschacht genannt) angeschlagen.

Die Grube wurde von der preußischen Bergverwaltung als „Fettkohlenschachtanlage der Grube Gerhard“ geführt, ab 1920 unter der französischen Grubenverwaltung als Grube bzw. Division Luisenthal. Am 27.09.1914 geriet das Bergwerk in Brand und wurde bis 1922 geflutet. Die Förderung wurde erst im Jahr 1925 wieder aufgenommen, jedoch in den Folgejahren immer wieder von Grubenbränden und einer Explosion behindert. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine umfassende Modernisierung der Grube.

Fördermaschinenhaus Schacht Richard I Grube Luisenthal Fördermaschinenhaus Schacht Richard I
Das Fördermaschinenhaus von Schacht Richard I wurde aus Sandsteinquadern über einem hohen Sockel erbaut. Das Gebäude wird durch Lisenen und Rundbogenfenster gegliedert. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Jens Falk

Ab Januar 1952 wurde über dem Doppelschacht Richard II ein neues Fördergerüst errichtet. Die Abteufarbeiten am Alsbachschacht in Burbach begannen am 31.03.1954. 1957 wurde ein 1.834 m langer Transportstollen von der Grube bis zur Kokerei Fürstenhausen aufgefahren.

Der 07.02.1962 ging als „Schwarzer Tag“ in die Geschichte des Saarbergbaus ein. An diesem Tag ereignete sich im Alsbachfeld die schwerste Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion im saarländischen Bergbau. 299 Bergleute fanden an diesem Tag den Tod und 73 wurden verletzt. Zur Unterstützung der Hinterbliebenen wurde die „Stiftung Bergmannshilfswerk Luisenthal“ gegründet. Auf das Unglück geht auch die Gründung des „Bergmannsvereins ,Glück Auf‘ 1963 Luisenthal e.V.“ zurück, dessen Mitglieder die Erinnerung an das tragische Ereignis wachhalten. Im Rahmen des 1. Europäischen Knappentreffens fand am 26.09.1965 die Enthüllung und Einweihung des Mahnmals für die Toten vom 07.02.1962 statt. Es handelt sich um ein in Stein gehauenes sieben Meter hohes Standbild der Heiligen Barbara, das vom Wadgasser Künstler Lothar Meßner geschaffen wurde. Dahinter befindet sich eine Wand aus insgesamt 299 in sechs übereinander liegenden Reihen angeordneten Hohlsteinen, von denen jeder an einen der 299 Toten erinnert. Eine in den Boden eingelassene bronzene Gedenktafel erinnert ebenfalls an den Unglückstag. 1997 wurde das Mahnmal in der Althansstraße zudem um die Nachbildung einer Grubenlampe ergänzt.

Mahnmal Grubenunglück vom 07.02.1962 Grube Luisenthal Mahnmal Grubenunglück vom 07.02.1962
Das Mahnmal für die 299 toten Bergleute des Grubenunglücks vom 07.02.1962. Hinter dem in Stein gehauenen Standbild der Heiligen Barbara befindet sich eine Wand aus insgesamt 299 in sechs übereinander liegenden Reihen angeordneten Hohlsteinen, von denen jeder an einen der 299 Toten erinnert. Foto: Landesdenkmalamt, Bastian Müller

1966 wurde der am 11.02.1964 begonnene Ludwig-Stollen fertiggestellt, der ab 1967 über eine 5.595 m lange Förderstrecke Kohlen von Camphausen nach Luisenthal brachte. Das Transportband überwand hierbei einen Höhenunterschied von 733 m. 1992 wurden mit dem Anfahren der 3.200 m langen Verbundstrecke zwischen den Bergwerken Warndt und Luisenthal die Arbeiten für das neue Verbundbergwerk West begonnen. Am 18.07.1994 erfolgte der Durchschlag zwischen den beiden Baufeldern. Am 23.12.1994 endete die Kohlenförderung am Standort Luisenthal.

Heute weisen vor allem die beiden Fördergerüste Richard I und II bereits von weitem im Saartal als Landmarken auf die ehemalige Tagesanlage Luisenthal hin. Das 1952 aufgestellte Fördergerüst Richard II ist ein deutsches Strebengerüst aus Vollwandprofilen und zugleich ein typisches Fördergerüst der Nachkriegszeit. Das Fördergerüst Richard I stand ab 1962 zunächst auf der Grube König in Neunkirchen und wurde im Jahr 1970 nach Luisenthal umgesetzt. Dabei wurde es umgebaut und verstärkt.

Mit den beiden weithin sichtbaren Fördergerüsten über den Richard-Schächten und der Denkmalanlage zur Erinnerung an das Grubenunglück vom 7. Februar 1962 ist die ehemalige Tagesanlage Luisenthal in erster Linie ein Ort des Gedenkens.

Eine besondere Industrienatur bietet die Haupthalde des Bergwerks. Auf der Richardhalde waren nachträglich zwei Absinkweiher angelegt worden. Diese haben sich zu außergewöhnlichen Biotopen entwickelt. Die Biotopkartierung des Saarlandes weist aus, dass hier Frösche, Lurche, Libellen, Kröten, Molche und vor allem viele Vögel, darunter auch der Schwarzhalstaucher, der Flussregenpfeifer und der Kappensäger vorkommen. Die Weiherlandschaft auf der Richardhalde ist somit ein landschaftliches Kleinod. Sie steht derzeit noch unter Bergaufsicht und ist daher für die Öffentlichkeit noch nicht zugänglich.

Delf Slotta
Referatsleiter G2 - Grundsatzangelegenheiten Industriekultur

Trierer Straße 33
66111 Saarbrücken