Tablets und digitales Schulbuchregal: Wie die Digitalisierung saarländische Schulranzen erleichtert
Der Unterricht im Saarland verändert sich: Er wird digitaler. In den vergangenen Monaten haben viele Lehrkräfte Fortbildungen gemacht, die Online-Schule Saarland wurde vom Ministerium für Bildung und Kultur ausgebaut und viele Schulen wurden und werden mit moderner IT ausgestattet. Auch am Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis haben die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 6 ihre digitalen Endgeräte für ein Pilotprojekt erhalten. Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot und der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer haben sich angeschaut, wie die Geräte im Unterricht eingesetzt werden.
„58124“: Das ist die Nummer eine DIN-Norm. Sie ist Schulranzen gewidmet und beschreibt zum Beispiel, wie viel Sichtbarkeit im Straßenverkehr sie gewährleisten müssen und auch, wie wasserdicht so ein Tornister sein sollte. Bis 2010 galt auch noch eine Gewichtsempfehlung: Der gefüllte Ranzen sollte am Ende nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes wiegen. „Purer Unsinn!“, sagten Gesundheitsexpert*innen und ließen die Empfehlung vor elf Jahren streichen ließen. Denn diese stammte noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und galt für Rekruten, damit bei Märschen ab 20 Kilometern keine Muskel-Ermüdungen auftraten.
Doch was haben Schulranzen mit der Digitalisierung an den Saar-Schulen zu tun? Sie sollen für die Schüler*innen künftig leichter werden! Derzeit sind landesweit die 6er-Klassen Teil eines digitalen Pilotprojekts. Sie werden mit Tablets, Tastaturen und elektronische Stiften ausgestattet, ebenso wie ihre Lehrkräfte. Dazu gibt es einen Unterricht mit digitalen Schulbüchern und Arbeitsblättern, mit Lern- und Förder-Apps.
Der Rollout der digitalen Endgeräte an die Schüler*innen der Klassenstufe 6 an den Gymnasien und Gemeinschaftsschulen läuft derzeit im Landkreis Saarlouis, und dies seit dem 3. November 2021. Insgesamt haben – Stand 18. November 2021 - bisher 890 Schüler*innen, mehr als die Hälfte der Sechstklässler*innen im Landkreis, ihre Geräte erhalten. Derzeit werden auch von allen anderen Landkreisen und dem Regionalverband Schüler*innen und ihre Lehrkräfte mit Tablets ausgestattet. Das sind insgesamt rund 8.300 Schüler*innen.
Es bleibt aber nicht bei der reinen Materialausgabe: Die Schüler*innen und ihre Lehrkräfte erhalten auch Zugang zu digitalen Schulbüchern in den Kernfächern Mathematik, Fremdsprachen und Deutsch. Bis zum Schuljahr 2022/23 sollen alle Schüler*innen ab Klassenstufe 3 und die saarländischen Lehrkräfte mit Tablets, digitalen Schulbüchern und Bildungsmedien ihren Unterricht gestalten können, so die Planungen des Ministeriums, der Landkreise und des Regionalverbandes.
Wie der digital gestützte Unterricht in der Praxis funktioniert, hat sich Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot gestern vor Ort im Max-Planck-Gymnasium angeschaut, zusammen mit Landrat Patrik Lauer als Vertreter des Schulträgers, der für die Ausstattung mit der Digitaltechnik verantwortlich ist.
„Es geht nicht nur darum, dass der Schulrucksack künftig leichter wird, sondern vor allem auch um den sicheren Umgang mit digitaler Technik und darum, ein gutes Verständnis für das Digitale zu entwickeln. Das wird natürlich immer wichtiger. Deshalb arbeiten wir als Land gemeinsam mit den Schulträgern an der digitalen Ausstattung der Schulen, der Schüler*innen und Lehrkräfte und auch an der Einführung von Informatik als Pflichtfach. Perspektivisch wird durch den Einsatz intelligenter Lernsoftware auch ein individuelleres Lernen möglich, mit Lernangeboten, die von der Lernsoftware auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schülerin oder des Schülers abgestimmt sind“. Wir sind im Saarland gut aufgestellt für die Herausforderungen der Digitalisierung. Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen ziehen hier an einem Strang. Genau dieses Zusammenwirken zeigt: Bei der Digitalisierung der Schulen geht es vor allem darum, Unterricht gemeinsam zeitgemäß zu gestalten“, so Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot.
Landrat Patrik Lauer bezeichnet es als „wichtigen Schritt in die richtige Richtung, dass nun im ersten Step die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen als Pilotjahrgang ein Tablet bekommen. Als Schulträger ist es unser Ziel, die Bildungsgerechtigkeit an unseren Schulen zu stärken – und diese Tablets bringen uns diesem Ziel ein großes Stück näher. Denn nur wer Zugang zu einem digitalen Endgerät hat, kann sich fit für eine digitale Zukunft machen. Erst dann, wenn alle an der Schule über dieselben Voraussetzungen verfügen, ist es für das Lehrpersonal überhaupt möglich, konsequent digital zu arbeiten und zu lehren. Das wird die Qualität des Unterrichts verbessern und die Kompetenzen unserer zukünftigen Nachwuchskräfte schulen. Es freut mich sehr, dass die Resonanz auf die neuen Arbeitsmöglichkeiten durchweg sehr positiv ist.“
Ab dem Schuljahr 2023/24 soll zudem Informatik an allen Gemeinschaftsschulen und Gymnasien im Saarland ab Klassenstufe 7 gelehrt werden, die Leitlinien hierfür werden von einem Expert*innen-Forum unter Leitung der Informatik-Professorin Verena Wolf erarbeitet und dann von einer Lehrplankommission in praktische Unterrichtsinhalte gegossen.