| Landeszentrale für politische Bildung | Politische Bildung

Gedenken an die deportierten saarländischen Jüdinnen und Juden vom 22. Oktober 1940

Internetseite gurs.saarland online

Mindestens 500 Menschen aus dem Saarland waren in Gurs interniert. Die Internetseite gurs.saarland stellt einige der dort internierten Menschen und den Alltag im Lager aus unterschiedlichen Blickwinkeln vor. Darüber hinaus stellt sie ab Februar 2021 ein durchsuchbares Verzeichnis aller bislang wissenschaftlich ermittelten Gurs-Internierten aus dem Saarland zur Verfügung. Die Internetseite soll Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten und Angebote der Akteur:innen der Erinnerungsarbeit im Saarland sein.

Am 22. Oktober 1940 wurden im Rahmen der sogenannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ 6.500 jüdische Bürger:innen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das französische Lager Gurs nahe der spanischen Grenze am Fuß der Pyrenäen deportiert. Die jüngste Deportierte aus dem Saarland war die zweijährige Mathel Salmon aus Homburg, der älteste Deportierte der 88-jährige Josef Kahn aus Brotdorf. Im Lager Gurs waren seit seiner Errichtung im Jahr 1939 mindestens 500 Menschen aus dem Saarland interniert.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportationen vom 22. Oktober 1940 hat die Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes die Internetseite gurs-saarland veröffentlicht. Die Internetseite stellt einige der dort internierten Menschen und den Alltag im Lager aus unterschiedlichen Blickwinkeln vor. Darüber hinaus stellt sie ab Frühjahr 2021 ein Verzeichnis aller bislang wissenschaftlich ermittelten Gurs-Internierten aus dem Saarland zur Verfügung. Die Internetseite versteht sich als Lern- und Informationsangebot für eigenständiges, forschendes Lernen für Schüler:innen, Studierende sowie für Akteur:innen der Zivilgesellschaft, die in Initiativen, Vereinen oder als Einzelpersonen sich mit dem Thema beschäftigen wollen.

„Die Schicksale der in Gurs internierten Menschen berichten von Emigration und Deportation, vom Leben und Überleben, aber auch vom Tod. Und deshalb gilt: So groß die Entfernung zwischen dem Saarland und dem Dorf Gurs auch sein mag. Die Geschichte des Lagers Gurs ist ein elementarer Bestandteil der Geschichte des NS-Regimes an der Saar“, hob die Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, Christine Streichert-Clivot, zum Startschuss der Internetseite gurs.saarland hervor.

Historiker:innen haben viel zur Geschichte des Lagers Gurs geforscht, und Akteur:innen und Institutionen der Zivilgesellschaft erinnern auf vielfältige Weise an die Schicksale der Opfer. Diese wichtigen Arbeiten waren Grundlage für der Internetseite www.gurs.saarland und Ausgangspunkt weiterführender umfassender Archivrecherchen des Gurs-Experten Roland Paul im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes, deren Ergebnisse zusammen mit den Forschungsergebnissen des saarländischen Historikers Max Hewer zu den saarländischen Spanienkämpfer:innen in das Interniertenverzeichnis einfließen.

Die Geschichte des Lagers Gurs ist vielschichtig. Das Lager Gurs am Rand der Pyrenäen entstand im April 1939 als Auffanglager für nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs nach Frankreich geflohene Angehörige der Republikanischen Armee. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Frankreich im Mai 1940 war es Internierungslager für „feindliche Ausländer“. Im Oktober 1940 wurden 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs verschleppt. 1942 und 1943 war es Sammel- und Durchgangslager für in der zuvor unbesetzten Zone Frankreichs verhaftete Jüdinnen und Juden, die von dort in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor verschleppt wurden. 1944 war es Internierungslager für Sinti und Roma. 1945 war es Lager für Kriegsgefangene und Kollaborateure. Insgesamt waren 61.000 Menschen zwischen 1939 und 1945 auf 24 Hektar Fläche in 382 Holzbaracken eingepfercht.

Das Lager Gurs