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Winterdienst 2020/2021

Eine reibungslos funktionierende Volkswirtschaft in der Bundesrepublik, bei der rund 92 Prozent des motorisierten Individualverkehrs und rund 80 Prozent des Güterfernverkehrs auf den Autobahnen und Bundes- und Landstraßen abgewickelt werden, setzt voraus, dass der Infrastrukturbestandteil "Straße" Tag und Nacht uneingeschränkt zur Verfügung steht.

Dies im Winter bei Schnee und Eisglätte zu gewährleisten, ist eine der Hauptaufgaben der Straßenbauverwaltungen der einzelnen Bundesländer. Bei der Ausführung des Winterdienstes orientiert sich die Straßenbauverwaltung an den gültigen Vorgaben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen bezüglich des "Anforderungsniveaus Winterdienst". Die Bundesautobahnen A1, A6, A8, A62, A620 und A623 sind demnach im Saarland rund um die Uhr befahrbar zu halten; die wichtigen Straßen für den überregionalen bzw. -örtlichen Verkehr, wozu die Bundesstraßen und die Landstraßen I. und II. Ordnung zählen, werden im Zeitraum von 06.00 Uhr bis 22.00 Uhr verkehrsbereit gehalten. Innerhalb der geschlossenen Ortslagen sind die Städte und Gemeinden selbst für den Winterdienst verantwortlich. Die Straßenbauverwaltung unterstützt die Kommunen beim Räumen und Streuen auf den Bundes- und Landstraßen.

Der Herausforderung "Winterdienst" stellen sich rund 200 Mitarbeiter/innen der Straßenmeistereien Sulzbach, Merzig, Rohrbach und St. Wendel sowie der Autobahnmeistereien Theeltal, Dillingen und Limbach. Sie nehmen auf rund 240 Kilometer Autobahnen, 295 Kilometer  Bundesstraßen und 1.433 Kilometer  Landstraßen mit ihren 51 winterdiensttauglichen Fahrzeugen den Kampf gegen die Naturgewalten auf. Zur Unterstützung können sie dabei auf 39 Fahrzeuge privater Unternehmen zurückgreifen. In 23 Streuguthallen und 23 Soletankstellen, die über das ganze Land verteilt sind, lagern bis zu 20.000 Tonnen Streusalz und rund 1,55 Millionen Liter Salzlösung. Als Streusalz wird Natriumchlorid gestreut, also das „Kochsalz“, das auch in der Küche für Speisen verwendet wird. Gestreut wird dies als sogenanntes „Feuchtsalz“. Das heißt, dass das trockene Streusalz vor dem Streuen mit der Salzlösung angefeuchtet wird. Das ermöglicht eine gezieltere Ausbringung kleinerer Mengen, eine schnellere und bessere Wirkung bei geringeren Mengen. Feuchtsalz ist damit sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer und verkehrlicher Sicht die beste Lösung im Winterdienst. Auch mit vereinten Kräften lässt es sich manchmal nicht vermeiden, dass es bei starkem Schneefall oder plötzlicher Glätte zu Verkehrsbehinderungen kommt.

Die Früherkennung der Wetterentwicklung spielt daher eine große Rolle. Entscheidungshilfen, ob Streueinsatz oder nicht, sind die seit 1993 vom Deutschen Wetterdienst im Zuge des Straßenzustands- und Wetterinformationssystems (SWIS) übermittelten Wetterdaten. SWIS informiert die Meistereien permanent über die Straßenzustände und Wetterprognosen der kommenden 24 Stunden (Kurzzeitprognose) und der kommenden 10 Tage (Langzeitprognose). Die stundengenaue Vorhersage macht einen vorbeugenden Streueinsatz möglich. Einen wesentlichen Beitrag in Richtung Früherkennung der winterlichen Straßenzustände bilden die auf den saarländischen Autobahnen, Bundes- und Landstraßen an exponierten Stellen installierten 39 Messstellen der Glatteisfrühwarnanlage. Hiervon stehen 22 Stück an Autobahnen, 9 Stück an Bundesstraßen und 8 Stück an Landstraßen. Die in die Fahrbahnen eingelassenen Sensoren registrieren die aktuelle Lufttemperatur und die Temperatur der Fahrbahndecke. Niederschläge werden unterschieden nach Regen, Schnee oder Eisregen. Die in die Meistereien übertragenen Daten sind eine wertvolle Grundlage für die Entscheidung des für den Winterdienst verantwortlichen Mitarbeiters, einen Streueinsatz anzuordnen. Neben allen technischen Hilfsmitteln bleibt jedoch die eigene Beobachtung des Wettergeschehens durch nächtliche Kontrollfahrten unerlässlich. Die enormen Verluste beim Bruttosozialprodukt durch verzögerte bzw. verhinderte Lieferungen, verursachte Produktionsausfälle oder durch die Tatsache, dass Arbeitnehmer zu spät oder gar nicht ihren Arbeitsplatz erreichen können, wird mit einem optimal organisierten Winterdienst auf ein unvermeidbares Minimum begrenzt.

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen werden die jährlichen Kosten des Winterdienstes allein auf den deutschen Autobahnen in Höhe von rund 37 Millionen Euro durch den gewonnenen volkswirtschaftlichen Nutzeffekt mehr als aufgewogen. Bereits eine halbe Stunde nach dem Einsatz hat der Nutzen die Kosten ausgeglichen. Nach dem Ausrücken der Räum- und Streufahrzeuge sinkt die Wahrscheinlichkeit von Unfällen so stark, dass sich in der ersten Stunde des Einsatzes allein durch vermiedene Unfälle und geringere Blechschäden ein Nutzen von rund 45 Millionen Euro je Winterperiode ergibt.

Medienansprechpartner

Christian Altmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit

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