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Stenographische Berichte des Landesrates im Saargebiet (1922–1934) online

Digitalisierungsprojekt des Landesarchivs zum Landesrat erfolgreich abgeschlossen.

Das Saarländische Landesarchiv setzt die Digitalisierung seiner umfangreichen Archiv- und Sammlungsbestände fort: Ab sofort sind die Stenographischen Berichte zu allen 118. Sitzungen des Landesrates des Saargebietes aus den Jahren 1922 bis 1934 online frei zugänglich. Das Landesarchiv stellt damit der landesgeschichtlichen Forschung genau 100 Jahre nach den ersten Wahlen zum Landesrat eine zentrale Quelle zur Zwischenkriegszeit bereit, die eine wichtige Grundlage für die Erforschung der Geschichte des demokratischen Parlamentarismus an der Saar darstellt.

Durch den Versailler Vertrag, der als Friedensvertrag den Ersten Weltkrieg (1914–1918) beendete, wurde das Saargebiet im Januar 1920 auf 15 Jahre als Mandatsgebiet dem neu gegründeten Völkerbund übertragen. Die Verwaltung übernahm eine international besetzte Regierungskommission, die vor der Verabschiedung neuer Gesetze gewählte Vertreter der Saarbevölkerung anzuhören hatte. Im Frühjahr 1922 verordnete die Regierungskommission daher die Bildung eines Landesrates, dessen Mitglieder durch eine allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahl bestimmt wurden. Die erste Wahl zum Landesrat fand an 25. Juni 1922 und die konstituierende Sitzung am 19. Juli 1922 statt; drei weitere Wahlen zum Landesrat erfolgten 1924, 1928 und 1932. Letztmalig kam der Landesrat am 28. Dezember 1934 zu einer Sitzung zusammen. Mit der Volksabstimmung vom 13. Januar 1935 und der „Heimkehr ins Reich“ endete die Saargebietszeit unter internationaler Verwaltung.

Dem Landesrat kam lediglich eine beratende Funktion zu – über klassische Parlamentsrechte wie etwa das Haushalts- oder Interpellationsrecht verfügte er hingegen nicht. Die gewählten Mitglieder verstanden sich selbst dennoch als klassische Parlamentarier und Sprachrohr der Saarbevölkerung, und begleiteten die Tätigkeit der Regierungskommission kritisch. Dies wird insbesondere anhand der nunmehr digitalisierten Sitzungsberichte zu allen 118 Sitzungen zwischen 1922 und 1934 deutlich, die in der archivischen Vorlage rd. 5.000 maschinenschriftliche Seiten umfassen.

Grundlage der Digitalisierung waren die im Rahmen der Bundessicherungsverfilmung in den 1960er Jahren angefertigten Mikrofilme, auf dem die im Landesarchiv als eigenständiger Bestand „Landesrat“ formierten Stenographischen Berichte gesichert worden waren. Im Zuge der anschließenden Qualitätskontrolle wurden doppelte Aufnahme entfernt, verwackelte ersetzt und fehlende ergänzt. Die Bereitstellung der Digitalisate erfolgt über das Internet Archive, das einen eingebetteten Viewer, seitengenau zitierbare Permalinks, OCR-Texterkennung sowie verschiedene Downloadformate bietet. Im Laufe des Jahres sollen die Digitalisate zusätzlich ebenso im Rahmen des Archivportals-D verfügbar gemacht werden. Ergänzung finden die Stenographischen Berichte in den Akten des Völkerbundarchivs in Genf, welche derzeit im Rahmen des Langzeitprojektes LONTAD vollständig digitalisiert werden.

Aufgrund der politischen Bedeutung, die dem Landesrat als „erstem Saarparlament“ zugerechnet wird, werden die überlieferten Quellen zum Landesrat in den nächsten Jahren seitens des Landesarchivs zudem im Rahmen eines größeren Editionsvorhabens sukzessive kritisch aufgearbeitet. Den Auftakt der voraussichtlich digitalen Editionsreihe werden die Sitzungsprotokolle bilden, die neben einer knappen Zusammenfassung der Sitzungen auch eine schnelle Orientierung zu den verhandelten Beratungsgegenständen bieten.

Die nunmehr digitalisierten, teils sehr ausführlichen Stenographischen Berichte zu den Sitzungen des Landesrates können Sie unter https://archive.org/details/landesarchiv-saarland aufrufen. Eine Gesamtübersicht mit Direktlinks zu den insgesamt 118 Einzelsitzungen haben wir für Sie in folgendem PDF für Sie zusammengestellt:

Stenographische Berichte zu allen 118. Sitzungen des Landesrates des Saargebietes