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Licht, Luft und Sonnenbad

Bis Ende des 19. Jahrhunderts konnten die Bewohner Dudweilers im Sommer Abkühlung im Sulzbach finden. In den 1920er Jahren war dieser jedoch durch Industrie- und sonstige Abwässer derart verschmutzt, dass Baden dort nicht mehr möglich war. Für den Bau eines Schwimmbades war ein natürlicher Wasserzulauf vonnöten, weshalb die Gemeinde für die Errichtung ein Gelände im Winterbachtal an der St. Ingberter Straße ins Auge fasste. Zunächst wurde auf dem Gelände ein Wasserbehälter zur Frischwasserversorgung gebaut und ein Schwimmerbecken betoniert.

Schwimmmeistergebäude mit Dienstwohnung Schwimmmeistergebäude mit Dienstwohnung, 1930
Schwimmmeistergebäude mit Dienstwohnung, 1930 - In diesem Jahr wurde der Holzschuppen versetzt und diente nun als Kiosk, das Gelände wurde eingezäunt und der erste Sprungturm fertiggestellt. Foto: Saarländisches Landesarchiv, F02-031-1692, Foto: Julius Walter

Der Gemeinderat achtete peinlichst darauf, die Ausgaben für das Bad gering zu halten, so wurden Leitern und Geländer aus Holz statt aus Eisen gefertigt . Um Lohnkosten niedrig zu halten, wurden für die Bauarbeiten zahlreiche Arbeitslose und streikende Bergarbeiter herangezogen, die für die ihnen von der Regierungskommission gewährte Unterstützung eine gemeinnützige Arbeit leisten mussten. Die Planungs- und Vermessungsarbeiten übernahmen Bauinspektor Zimmer und Landvermesser Wunn. Trotz bescheidener finanzieller Mittel wies das Schwimmbecken stolze Dimensionen auf, es maß an seiner breitesten Stelle mehr als dreißig und in der Länge ungefähr neunzig Meter.

 

 Im Juni 1924 wurde das Freibad in Dudweiler als eines der ersten im gesamten Saargebiet eröffnet. Das Saarbrücker Freibad im Deutschmühlental bestand bereits vor dem Ersten Weltkrieg, die meisten anderen Bäder der näheren Umgegend wurden jedoch erst in den 1930er Jahren errichtet.
In der Gemeinde Dudweiler, die zu dieser Zeit 28.000 Einwohner zählte, wurde das Freibad gut angenommen. Vor allem am Wochenende kamen aber auch zahlreiche Besucher aus den Nachbargemeinden. Die Eintrittspreise waren mit 0,5 Francs durchaus erschwinglich und sehr sozial gestaltet. Zum Vergleich: Der Preis für ein Kilo Brot belief sich auf 1,30 Francs. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre, Witwen, Ortsarme und Arbeitslose hatten freien Eintritt. Von Beginn an erfolgte mit wenigen Ausnahmen beim Badebetrieb keine Geschlechtertrennung.

Erweiterung Erweiterung August 1933
Erweiterung August 1933 - Die Anlage wurde durch mehrere Maßnahmen deutlich aufgewertet: man verlegte den Eingangsbereich an den heutigen Standort, das Schwimmmeistergebäude erhielt eine Aufschrift, neue Liegewiesen sowie ein Kinderplanschbecken wurden angelegt, und Treppenaufgänge und ein Kinderspielplatz erbaut. Foto: Saarländisches Landesarchiv, F02-031-1714, Foto: Julius Walter

 

 

 

 

 

 

Der Badeordnung aus dem Jahr 1926 ist zu entnehmen, dass das Bad neben den täglichen Familienbadezeiten an zwei Tagen der Woche das Bad jeweils für die Dauer von zwei Stunden nur für Frauen geöffnet war und dass zu diesen Zeiten keine Zuschauerkarten ausgegeben wurden. Immer wieder wurde zwar von kirchlicher Seite der drohende Verfall von Sitte und Moral angeprangert, der Forderung nach getrennten Badezeiten war allerdings war kein Erfolg beschert.

 

 

 

 

Bau der Empore Bau der Empore Mai 1930
Bau der Empore Mai 1930 - Durch das Terrassenrondell und die breite Freitreppe verbesserte sich das Erscheinungsbild des Freibades ganz erheblich. Foto: Saarländisches Landesarchiv, F02-032-04-32-07, Foto: Julius Walter

Zu Beginn der 1930er Jahre waren Teile des Bades reparaturbedürftig geworden, weshalb die Holzkabinen durch ein gemauertes Gebäude mit Wechselkabinen und einem Bereich für die Kleiderabgabe ersetzt wurden. Bei den Umbau- und Erweiterungsarbeiten griff man ebenfalls auf Arbeitslose zurück, die an ein oder zwei Tagen pro Woche öffentliche Arbeiten leisteten. Das Freibad wurde nach und nach grundlegend umgestaltet.

 

 

 

 

Der natürliche Wasserzulauf des Winterbachs wurde mit Beton eingefasst und dem Schwimmbecken zugeführt, der Eingangsbereich an den heutigen Standort verlegt und neue Liegewiesen sowie ein Kinderplanschbecken wurden angelegt. Hinzu kamen steinerne Treppenaufgänge und ein großer Kinderspielplatz. Durch ein Terrassenrondell und eine breite Freitreppe verbesserte sich das Erscheinungsbild des Freibades ganz erheblich. Bei Abendveranstaltungen konnte diese Art von Empore beleuchtet werden und diente als Bühne für Musikdarbietungen.

Gesamtansicht 6.7.1941 Gesamtansicht 6.7.1941
Gesamtansicht 6.7.1941 - Um dem stärker werdenden Besucherandrang gerecht zu werden, wurden weitere Liegeflächen in Terrassenform angelegt. Das Freibadgelände reichte bis zur Pfaffenkopfstraße. Foto: Saarländisches Landesarchiv, F02-031-1368, Foto: Julius Walter

 

 

Zur Popularität des Freibads trug das „Kaffee Strohfus“ bei, eine Dependance des Dudweiler Konditorei-Cafés Strohfus. Mit einer „Zuschauerkarte“ konnte man zum sonntäglichen Kaffeetrinken ins Bad, Akkordeonspiel lauschen und von der Terrasse des Kiosks ein Auge auf seine Kinder im einen Steinwurf entfernten Planschbecken oder auf dem Spielplatz haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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