| Landesarchiv | Archive

Liste saarländischer Euthanasieopfer aktualisiert

Stand vom 25.01.2024

Mit der Liste saarländischer Euthanasieopfer wollen wir dazu beitragen, ein würdiges Gedenken an die Opfer zu ermögli­chen und deren Leid vor dem Vergessen zu bewahren.

Die Euthanasiepolitik des NS-Regimes forderte auch im Saarland zahlreiche Opfer. Wichtige Forschungen wurden hierzu insbesondere von Christoph Braß und Claudia Flöter durch­geführt[1]. Allerdings fehlte lange Zeit eine für die Öffentlichkeit einsehbare Liste der saarlän­dischen Euthanasieopfer, die größtenteils bis 1939 in der Heil- und Pflegeanstalt Merzig sowie im Landeskrankenhaus Homburg untergebracht waren.

Nach einer Anfrage der Landtagsfraktion DIE LINKE im Juni 2018 sowie einer Petition Günter Schotts, die beide das Gedenken an die Euthanasieopfer anmahnten, beschäftigte sich auch der Landtag des Saarlandes mit diesem Thema. Im Zuge des historischen Bemühens um Auf­klärung begann die Staatskanzlei mit der Zusammenstellung einer Opferliste und übermit­telte die dabei gewonnenen Daten dem Landesarchiv zur Überprüfung und Vervollständi­gung. Eine erste vorläufige Liste wurde im Januar 2021 anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus veröffentlicht; seitdem sind sowohl weitere eigene Rechercheergebnisse als auch Informationen von Forscher/innen aus dem Saarland und darüber hinaus eingeflossen und die Zwischenergebnisse jährlich publiziert worden. Die aktuelle Version der Liste enthält nunmehr 1336 Personen, die zweifelsfrei als Opfer des NS-Krankenmordes verifiziert werden konnten. Folgende Quellen wurden zur Erstellung der Liste ausgewertet:

  • Die Namenslisten der im Landesarchiv archivierten Patientenakten des Landeskrankenhauses Homburg und der Heil- und Pflegeanstalt Merzig,
  • die von Christoph Braß zusammengestellten Informationen, die auf Akten des Bundes­archivs, des Landeswohlfahrtverbandes Hessen und des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden basieren,
  • die im Internet veröffentlichten Opferlisten des Vereins "Gedenkort Kalmenhof e.V." (Idstein) sowie des Stadt­archivs Eltville für die Anstalt Eichberg,
  • die Opferlistendatenbank der Gedenkstätte Hadamar und
  • das online zugängliche Gedenkbuch Weilmünster.

Eine Opferliste wird niemals einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, dazu sind zu viele Unterlagen verloren gegangen; allerdings sind nach heutigem Wissenstand nunmehr die wichtigsten Quellen für die überwiegende Anzahl der saarländischen Euthanasieopfer systematisch ausgewertet worden. Uns ist allerdings durchaus bewusst, dass weitere Saarländer/innen möglicherweise auch an anderen Orten Opfer des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms wurden. Diesbezüglich wird das Landesarchiv die Opferliste fortschreiben, sofern uns Ergänzungen bekannt werden. Die Liste enthält folgende Informationen zu den als saarländische Euthanasieopfer identifizierten Personen: Name, Vorname, (bei ver­heirateten Frauen) Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort/Wohnort, Todesdatum, Todes­ort/Tötungsanstalt. Als „saarländisch“ werden dabei all jene Opfer der NS-Euthanasie ver­standen, die im Saarland (heutige Grenzen) geboren wurden und/oder zum Zeitpunkt der ersten Verlegung im Saarland wohnhaft oder Patienten/innen in einer der beiden Anstalten waren, und die zwischen dem 1. September 1939 und Kriegsende in einer Einrichtung, die speziell der Tötung Kranker diente, oder in einer sogenannten Zwischenanstalt mit überdurchschnittlichen jährlichen Todes­raten starben.

Mit dieser Liste wollen wir dazu beitragen, ein würdiges Gedenken an die Opfer zu ermögli­chen und ihr Leid vor dem Vergessen zu bewahren. Ältere Versionen des PDF finden Sie unter "Materialien".

[1] Christoph Braß, Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935-1945, 2004; Claudia Flöter Zwangssterilisation und Euthanasie an neurologisch-psychiatrischen Patienten sowie Umgang mit ausländischen Patienten und Zwangsarbeitern im Landeskrankenhaus Homburg/Saar, 2016.