Thema: Gesundheit und Prävention
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Tipps bei Hitze

Die Landesregierung möchte die Bevölkerung für Gesundheitsrisiken durch Hitze sensibilisieren und über praxisnahe sowie alltagstaugliche Schutzmöglichkeiten informieren.

Vorsicht! Es wird heißer.

Immer häufiger werdende Hitzetage und Hitzewellen stellen ernstzunehmende Gesundheitsrisiken dar. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts lag die Anzahl der hitzebedingten Sterbefälle in Deutschland im Sommer 2022 bei etwa 4.500 Fällen. Der menschliche Körper kann sich einer warmen Umgebung zwar anpassen, die Anpassung kostet ihn jedoch Kraft. Unmittelbar gefährdet sind vor allem ältere Menschen, Kranke und Kleinkinder. Große Hitze belastet den Körper, weil die Körpertemperatur nur durch vermehrtes Schwitzen eingehalten werden kann. Wenn die Verluste nicht ausgeglichen werden, kann Flüssigkeits- und Salzmangel die Folge sein. Hitzschlag und Sonnenstich entstehen durch direkte Hitzeeinwirkung. Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, Senioren und Herz-Kreislauf-Kranke. Auch Pflegebedürftige und Behinderte bedürfen unserer besonderen Sorgfalt.

Hitzewelle? Eine Hitzewelle ist eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher Wärmebelastung.

Hitzewarnung? Der Deutsche Wetterdienst ein Warnsystem eingerichtet, um bei erwarteten Temperaturen über 32°C vor Hitzebelastung und bei Temperaturen über 36°C vor extremer Hitzebelastung zu warnen. Diese Warnungen werden auch im Saarland kreisbezogen an Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere Dienste weitergegeben. Bei extremer Hitze wird zusätzlich die Presse unterrichtet. Unter www.dwd.de/newsletter können Sie einen Newsletter „Hitzewarnungen“ neben weiteren Newslettern per e-mail abonnieren.

Achtung vor zu viel Sonne und UV-Strahlen

Sobald die Sonne scheint, wollen wir raus ins Freie. Bei der Freude über das gute Wetter sollten wir jedoch eines nicht vergessen: Sonnenstrahlen nur in Maßen und gut geschützt genießen. Diese enthalten ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung), die Schäden an der Haut und den Augen verursachen kann. So besteht bei übermäßiger Sonneneinstrahlung die Gefahr eines Sonnenbrands sowie einer Binde- oder Hornhautentzündung. Aber auch langfristige Gesundheitsschäden, zum Beispiel vorzeitige Hautalterung, Hautkrebs oder „Grauer Star" (Katarakt), können durch übermäßige UV-Strahlung ausgelöst werden. Deshalb muss immer auf einen ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden.

Insbesondere beim Hautkrebs kann eine Steigerung der Todesfälle festgestellt werden. Starben im Jahr 2001 etwa 2.600 Menschen an Hautkrebs, waren laut Statistischem Bundesamt 2021 schon 4.100 Menschen betroffen - eine Steigerung um 55 Prozent. Starke UV-Strahlung und Sonnenbrände sind dabei erhebliche Risikofaktoren.

Besonders gefährdete (vulnerable) Menschen sind zum Beispiel:

  • ältere Menschen,
  • isoliert-/alleinlebende Menschen
  • pflege- und betreuungsbedürftige Menschen
  • Menschen mit Behinderungen (insbesondere Menschen mit Lernbehinderungen oder geistigen Behinderungen, gehörlose Menschen sowie Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf)
  • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (physisch/psychisch)
  • Menschen mit akuten Gesundheitsproblemen
  • Menschen mit bestimmter Medikation
  • Sozioökonomisch benachteiligte Menschen
  • Schwangere
  • Säuglinge und Kleinkinder
  • obdachlose Menschen und Menschen in prekären Wohnverhältnissen
  • Menschen in Berufen mit erhöhter Exposition
  • Menschen mit Sport- und Freizeitaktivitäten mit erhöhter Exposition
  • Strafgefangene

Aktionsplan zum Schutz der Menschen im Saarland vor Hitze

Der Hitzeaktionsplan der Landesregierung mit dem Titel „Aktionsplan zum Schutz der Menschen im Saarland vor Hitze“ (kurz: SaarSMH), soll die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze schützen.

„Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass Hitzeperioden häufiger und intensiver werden. Hitze kann den menschlichen Organismus gesundheitlich stark belasten. Um auf solche Hitzeereignisse vorbereitet zu sein, braucht es einen klar formulierten Maßnahmenkatalog.“

Geunsdheitsminister Magnus Jung

Der Aktionsplan ist als Unterstützung der Aufgabenerfüllung in den Kommunen zu sehen. Einige saarländische Kommunen sind in den letzten Jahren im Bereich Hitzeschutz bereits aktiv geworden. Hitze ist aber nicht auf Gemeindegrenzen beschränkbar, daher muss er als gemeinschaftliche Aufgabe von Bund, Land und Kommune gedacht werden. Der SaarSMH soll die Basis für kommunale Hitzeaktionspläne sein und in erster Linie als Orientierungshilfe dienen. Der SaarSMH ist hier zu finden.

Allgemeine Tipps für heiße Tage

  • Passen Sie den Tagesablauf der Hitze an:
    • Verlegen Sie körperliche Aktivitäten und Erledigungen möglichst in die kühleren Morgen- und Abendstunden.
    • Bleiben Sie während der größten Mittagshitze bevorzugt in kühlen Räumen.
  • Vermeiden Sie übermäßige körperliche Anstrengung und Leistungssport.
  • Halten Sie Ihre Wohnung und sich selbst möglichst kühl.
    • Trinken Sie ausreichend – am besten Wasser und ungesüßte Tees.
    • Tragen Sie leichte, helle Kleidung.
    • Lassen Sie in Ihrer Wohnung tagsüber die Fenster und Läden oder Vorhänge zu, lüften Sie nachts und morgens.
    • Kühlen Sie Ihren Körper daher von außen mit nassen Tüchern auf Beinen, Armen, Gesicht oder Nacken. Befeuchten Sie Ihre Haut mit einem angefeuchteten Schwamm oder einer wasserbefüllten Sprühflasche
  • Nehmen Sie mehrfach täglich kleine leichte Mahlzeiten ein. Ideal sind möglichst leichte, frische und kühle Nahrungsmittel und Gerichte z. B. Obst, Gemüse, Salat, fettarme Suppen. Verzichten Sie nicht auf Salz.
  • Halten Sie sich im Freien bevorzugt im Schatten auf. Kopfbedeckung, Sonnenbrille und wirksames Sonnenschutzmittel gehören unbedingt dazu. Setzen Sie sich möglichst nicht der prallen Sonne aus.
Wichtig:
Lassen Sie niemals Menschen oder Tiere in einem geparkten Fahrzeug zurück! Die Temperaturen steigen in geschlossenen Fahrzeugen rasend schnell auf Werte über 50°C. Das kann trotz leicht geöffneter Fenster lebensgefährlich werden.

Hitzschlag und Sonnenstich

Hitzschlag

Ein Hitzschlag entsteht, wenn die Fähigkeit zur Wärmeregulation versagt; es kommt zu einer Überwärmung des Körpers. Zeichen sind heiße, trockene, rote Haut, Unruhe, Kopfschmerzen, Schwindel, Durst, Schläfrigkeit bis hin zu Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen. Hohes Fieber und schneller Herzschlag gehören dazu.
Hitzschlag ist lebensgefährlich. Rufen Sie sofort einen Arzt! Bringen Sie den Patienten in schattige, kühle Umgebung und lassen ihn, wenn noch möglich, trinken. Lockern Sie die Kleidung, machen Sie kühle, feuchte Umschläge und sorgen Sie für Luftzug, (Ventilator, notfalls durch Wedeln). Haben Sie den Arzt gerufen? 

Sonnenstich

Sonneneinstrahlung auf den unbedeckten Kopf kann ihn übermäßig aufheizen. Es kommt zu einer Reizung der Hirnhäute und zum Sonnenstich mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und hochrotem, heißem Kopf. Auch hier sind sofortiger Notarztruf, Lagerung im Kühlen, Anbieten von kühlen Getränken und Kühlung mit feuchten Umschlägen notwendig. 

Notfall?

Bei diesen Symptomen muss sofort der Rettungsdienst (112) alarmiert werden:

  • Unstillbares Erbrechen, schnell ansteigendes Fieber oder ein hochroter, heißer Kopf
  • Nach Sonneneinwirkung auftretende Nackensteife
  • Bewusstlosigkeit
  • Kreislaufzusammenbruch
  • Krampfanfall
  • Plötzliche Bewusstseinstrübung oder ungewöhnliche Unruhe

Empfehlungen für Kleinkinder

Die Wärmeregulation ist bei Säuglingen und kleinen Kindern noch nicht ausgereift. Ihre Körpertemperatur steigt bei Hitze besonders schnell an. Daher ist neben den allgemeinen Tipps zu beachten:

  • An heißen Sommertagen sollten Kinder im Freien unbedingt eine luftdurchlässige Kopfbedeckung tragen.
  • Kinder sollten häufig in kleinen Mengen trinken, denn die Gefahr auszutrocknen ist größer als bei einem gesunden Erwachsenen.
  • Die Windeln von Babys sollten regelmäßig daraufhin überprüft werden, ob sie feucht werden, also ob das Baby tatsächlich Urin produziert. Fehlende Urin-Produktion kann ein Indikator für Flüssigkeitsmangel (Dehydration) aufgrund zu geringer Flüssigkeitszufuhr sein.

Empfehlungen für ältere/kranke/pflegebedürftige Menschen

Da das Herz-Kreislauf-System die Wärme nicht mehr so gut zur Körperoberfläche transportieren kann, existieren für ältere Menschen höhere Risiken an Hitzetagen. Gleiches gilt für viele vorerkrankte Menschen. Sie sind besonders anfällig für Hitzeerkrankungen und Folgeerscheinungen von Hitze.

Neben den allgemeinen Tipps ist zu beachten:

  • Die Raumtemperatur sollte 26 °C nicht überschreiten.
  • Das Essen sollte besonders leicht sein. Die Flüssigkeitszufuhr ist stets zu prüfen und zu beachten, insbesondere da das Durstgefühl im Alter geringer ausgeprägt ist.
  • Die Körpertemperatur sollte 37 °C nicht übersteigen. Der Körper kann daher von außen mit nassen Tüchern auf Beinen, Armen, Gesicht oder Nacken gekühlt werden. Die Haut kann mit einem angefeuchteten Schwamm oder einer wasserbefüllten Sprühflasche befeuchtet werden.
  • Auf Veränderungen im Verhalten der Personen wie Unruhe, Benommenheit oder Verwirrtheit ist zu achten.

Zusätzliche Informationen bei häuslicher Pflege

Räume

  • Nutzen Sie den kühlsten Aufenthaltsraum im Haus, zum Beispiel im Untergeschoss oder nach Norden gelegen. Schließen Sie tagsüber Fenster, Läden und Vorhänge.
  • Kontrollieren Sie die Raumtemperatur morgens, mittags und abends. Sie sollte nicht über 26°C liegen.
  • Lüften Sie nachts und morgens, sorgen Sie dann für Querlüftung.
  • Denken Sie daran, dass alle Elektrogeräte Wärme abgeben, schalten Sie alles, was nicht gebraucht wird, ab. Bei Fernseh- und Radiogeräten Stecker ziehen!
  • Klimageräte sind nützlich, sie sollten aber nicht zu tief eingestellt sein, 24 – 26°C ist ein guter Bereich.
  • Hängen Sie feuchte Tücher im Raum auf, wenn das Wetter nicht zu schwül ist.
  • Achten Sie auf leichte, helle Bekleidung.
  • Verwenden Sie leichte Bettwäsche, zum Zudecken genügt ein Laken.

Speisen und Getränke

  • Halten Sie verschiedene Getränke bereit, die gerne genommen werden: Früchtetee, Kräutertee, Fruchtschorle, Leitungswasser, Mineralwasser usw. Koffein und Alkohol sind nicht gut, weil sie entwässern. Wenn es unbedingt Kaffee sein muss, dann immer ein großes Glas Wasser dazu!
  • Bieten Sie noch häufiger als sonst Getränke an. In jeder Stunde ein bis zwei Gläser.
  • Lassen Sie mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich trinken, behalten Sie dabei die Übersicht, zum Beispiel mit Strichliste.
  • Geben Sie mehr zu trinken, wenn der Urin sich dunkel färbt; achten Sie auf die Ausscheidung.
  • Achten Sie besonders bei starkem Schwitzen auf ausreichende Salzzufuhr und vermeiden Sie dann natriumarmes Mineralwasser.
  • Bieten Sie mehrere kleine, leichte Mahlzeiten an. Meiden Sie schwer verdauliche Speisen wie fetten Braten, Hülsenfrüchte oder fette Kartoffelgerichte.
  • Reichen Sie vermehrt Salate, Obst und Gemüse; Melonen und Wassermelonen werden gerne genommen.

Weitere Maßnahmen

  • ärztliche Vorschriften und Empfehlungen bei bestimmten Erkrankungen haben immer Vorrang!
  • Beachten Sie, dass bei großer Hitze Lebensmittel schneller verderben! Kühlen Sie sie ausreichend oder brauchen sie schnell auf.
  • Durchfallerkrankungen bedeuten eine besondere Gefahr, holen Sie ärztliche Hilfe!
  • Lassen Sie, besonders in großen Gebäuden, Trinkwasser aus der Leitung eine Weile laufen, bis es kühl wird.
  • Nutzen Sie Kühlmöglichkeiten wie kühles Fußbad oder kühlende Körperlotion
  • Kontrollieren Sie die Körpertemperatur, bei großer Hitze mehrfach täglich. Sie sollte 37°C nicht übersteigen.
  • Achten Sie auf Zeichen eines beginnenden Hitzschlags wie Unruhe, Verwirrtheit, Erbrechen. Auch kühle, trockene Haut bei Fieber kann ein Alarmsignal sein. Rufen Sie dann einen Arzt!
  • Sehen Sie noch häufiger als sonst nach Ihren Angehörigen.
  • Wechseln Sie durchgeschwitzte Bettwäsche häufiger als sonst üblich.
  • Benutzen Sie bei Inkontinenz lieber eine Netzhose mit Einlage als eine plastikumhüllte Einwegwindel.
  • Bei häuslicher Pflege in großer Hitze müssen Sie Ihre Anstrengungen vor allem darauf richten, für Kühlung zu sorgen und ausreichend Flüssigkeit zu geben.
  • Und schließlich: Denken Sie bei aller Belastung auch an Ihr eigenes Wohlbefinden!

Hitze am Arbeitsplatz

Der Arbeitgeber hat hinsichtlich des Hitzeschutzes der Beschäftigten eine besondere Verantwortung. Hitzebelastungen können die Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Menschen in jedem Arbeitsumfeld beeinträchtigen. Auch der Betriebsrat hat bei Hitze Mitbestimmungsrechte über die Gefährdungsbeurteilung. Der gesetzliche Rahmen wird vom Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) vorgegeben. Konkrete Forderungen der Fürsorgepflicht werden in der Arbeitsstättenregel A 3.5 (ASR A3.5) beschrieben.

Mögliche Beispielmaßnahmen

  • Lüften vorzugsweise nachts oder in den frühen Morgenstunden
  • Lockerung der Bekleidungsregeln, bzw. bei Arbeiten im Freien Kopfbedeckung tragen
  • Nutzung von Gleitzeitregelungen bzw. Verlagerung der Arbeitszeit in kühlere Tagesstunden
  • Schutz vor direkter Sonneinstrahlung durch Außenrollos und Jalousien
  • Einsatz von Klimaanlagen und Ventilatoren
  • Ausschalten nicht unbedingt notwendiger elektrischer Geräte
  • Bereitstellung geeigneter Getränke
  • Schattenplätze für Pausen und Trinkpausen einrichten

Thomas Schreiner
Hitzeschutzbeauftragter des Ministeriums

Mainzer Straße 34
66111 Saarbrücken

Saarland-Markenzeichen mit der Regierungswortmarke des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit

Weiterführende Informationen und Links

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat zahlreiche Publikationen und Themenseiten zum Thema Klimawandel und Gesundheit erstellt.

Der Deutsche Wetterdienst bietet einen Newsletter zu Amtlichen Wetterwarnungen und zu Hitzewarnungen an, für den sich jede Interessentin und jeder Interessent anmelden kann.